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Junge Arbeitnehmende: Eine Herausforderung für die Firmen

Der Lebensmittelwirtschaft fehlen die Fachkräfte. Was die Erwartungen der jungen Arbeitnehmenden sind und wie die Firmen darauf reagieren können, erklärte Emmi-HR-Chefin Natalie Rüedi am Lebensmitteltag in Luzern.

«Der Arbeitgebermarkt hat sich zum Arbeitnehmermarkt gewendet.» Natalie Rüedi, HR-Chefin bei Emmi. (Nicolas Kyramarios)

Die Lebensmittelbranche hat, wie viele andere Branchen mit neuen Herausforderungen zu kämpfen: Teurere Rohstoffe, teurere Verpackung, Logistik und Energie. Jedoch: «Der Fachkräftemangel ist insgesamt das grösste Problem.» Das sagte Natalie Rüedi, Chief Human Resources Officer beim Milchverarbeiter Emmi, am Lebensmitteltag vom 27. April in Luzern. Das habe damit zu tun, dass immer mehr Babyboomer pensioniert würden und nicht genug jüngere Arbeitskräfte nachkämen. Aber auch damit, dass Ansprüche und Qualifikationen im Arbeitsmarkt häufig nicht mehr zusammenpassten. «Die Befürchtung ist, dass mit der Digitalisierung Arbeitsplätze verloren gehen», sagte Rüedi. «Im Gegenteil, es entstehen sogar mehr Arbeitsplätze, aber wir können sie nicht besetzen, weil die richtigen Leute fehlen.» Gemäss WEF bräuchten rund die Hälfte der Arbeitnehmenden bis 2025 eine Umschulung, und viele verlangte Kernkompetenzen würden sich in den nächsten fünf Jahren massiv verändern. «Der digitale Tornado wird die KV-Berufe als nächste treffen.» Letztlich sei das Bildungssystem zu langsam, um mit den Veränderungen in den Märkten Schritt zu halten.
Höhere Ansprüche
Ein weiterer Grund für den Fachkräftemangel ist, dass die jüngeren Generationen höhere Ansprüche an die Sinnhaftigkeit von Arbeit hat und Arbeit nur als einen Teil des Lebens sieht. Der Arbeitgebermarkt habe sich zu einem Arbeitnehmermarkt gewandelt, die Ansprüche der Arbeitnehmenden seien deutlich gestiegen, sagte Rüedi. Der Emmi-Slogan «Die besten Milch-Momente» richte sich auch nach innen an die Mitarbeitenden. Er umfasse, dass die Arbeit bei Emmi sinnhaft und erfüllend sein könne. Gleichzeitig sei es eine Tatsache, dass viele Jobs in der Industrie unter Bedingungen stattfänden, die nass, kalt oder laut seien, «auch hier müssen wir uns etwas überlegen.»
Die jungen Arbeitnehmenden wollten aber auch Selbständigkeit und sie wollten auf Augenhöhe respektiert werden. «Wenn sie nicht antreffen, was sie wollen, sind sie schneller weg als uns lieb ist.» Auch der häufigere Wunsch nach Teilzeitarbeit sei eine Realität, insbesondere in der Schweiz.
Es sei auch eine Tatsache, dass die Zahl der Studierenden von 2011 bis 202 um ein Viertel zugenommen habe, sagte Rüedi. Die meisten davon seien aber an einer Fachhochschule, wo durchaus ein Praxisbezug vorhanden sei. Trotzdem sei es wichtig, genug Absolventen einer Berufslehre zu haben, auch diesen stünden jegliche Karriereschritte offen.
Die Fluktuation im Arbeitsmarkt sei gestiegen, von Januar bis Ende April habe sich ein Drittel aller Arbeitskräfte nach einem neuen Job umgesehen. Die höhere Fluktuation führt auch dazu, dass die Rekrutierung immer teurer und die Belastung für Arbeitskollegen höher wird. Es führe schliesslich für die Firmen und für die gesamte Wirtschaft dazu, dass auch die Innovationskraft schwinde und dass Wirtschaftsleistung und Wachstum leiden würden, sagte Rüedi.
Was Firmen tun können
Rüedi hatte nicht nur Hiobsbotschaften, sondern auch ein paar Vorschläge, wie dem Fachkräftemangel begegnet werden kann. «Wir müssen die Digitalisierung nutzen. Wir können dank ihr mit gleich vielen Menschen mehr leisten.» Bei der Automatisierung sei man in der Schweizer Industrie generell gut unterwegs, bei der Digitalisierung nicht unbedingt, bei der Künstlichen Intelligenz fast gar nicht. «Wir müssen uns mit Künstlicher Intelligenz auseinandersetzen und beginnen, damit effizient umzugehen.»
Die Digitalisierung und die Künstliche Intelligenz könnten auch helfen, neue Arbeitsmodelle, neue Ausbildungsmöglichkeiten umzusetzen und den Mitarbeitenden attraktivere Arbeitsstellen zu bieten. Allerdings müssten die Firmen bereit sein, zu investieren.
Auch die Aus- und Weiterbildung müssten umgestaltet werden, die Kompetenzen der Zukunft seien etwa Kreativität, Zusammenarbeit im Team und Anwenderkenntnisse bei digitalen Tools. «Heute produziert man Maturanden, die nicht mal Excel-Kenntnisse haben.» Auch die Themen Selbstführung, Resilienz, unternehmerisches Denken und Handeln würden wichtiger, hier seien Ausbildungsstätten in Asien und teilweise Afrika den hiesigen Schulen deutlich voraus. Bei Emmi selber versuche man in diese Richtung zu gehen, alle Mitarbeitenden hätten persönliche Entwicklungsziele.
Bei der Rekrutierung müsse der Mensch im Zentrum stehen. «Es geht darum, Menschen anzuziehen und zu finden.» Dafür müsse man auch am richtigen Ort suchen und attraktivere und kürzere Bewerbungsprozesse einzuführen. Mit einem verlangten Upload des Lebenslaufes hänge man einen grossen Teil der Bewerber ab. Auch ein guter Lohn allein reiche nicht mehr, man müsse schon mehr bieten. Man müsse auch die Arbeitszeitwünsche der Mitarbeitenden ernst nehmen und darauf eingehen. Das richtige Motto beim Rekrutieren sei: «Hire for personality, learn for skills». Wichtig sei, dass man die richtigen Mitarbeitenden habe, man könne ihnen Ausbildungen bezahlen oder sie im Betrieb nachqualifizieren. «Jetzt muss man halt mal in die Menschen investieren und nicht nur in Anlagen und Technologie.» Es sei auch nicht wichtig, welche Abschlüsse Stellensuchende vorweisen könnten, sondern welche Kompetenznachweise. Eine Antwort könne aber auch sein, das Potenzial der älteren Generation zu nutzen, wo dies möglich sei.

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