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Zahlungsmoral der Fleischbranche verschlechtert sich

In der deutschen Lebensmittelbranche ist letztes Jahr die Anzahl von Zahlungsausfällen gestiegen. Besonders risikoträchtig ist die Fleischbranche, wie eine Analyse des Kreditversicherer Atradius zeigt.

Quelle: Symbolbild Pixabay

2023 haben in Deutschland mehr Lebensmittel-Unternehmen ihre Rechnungen nicht oder verspätet bezahlt. Die Anzahl der sogenannten Nichtzahlungsmeldungen ist im Vergleich zu 2022 um rund 18 Prozent gestiegen. Das geht aus einer Analyse des Kreditversicherers Atradius hervor.
Die einzelnen Branchen unterscheiden sich dabei teilweise deutlich, wie Atradius in einer Mitteilung schreibt. So blieb im Segment Obst und Gemüse das Zahlungsrisiko im vergangenen Jahr annähernd auf dem Niveau von 2022. In der Fleischbranche hingegen habe es eine deutliche Zunahme von fast 29 Prozent gegeben. «Von den Unternehmen der Fleischbranche geht derzeit das höchste Zahlungsrisiko innerhalb der Lebensmittelbranche aus», sagt Michael Karrenberg, Regional Director Risk Services Germany, Central and East Europe beim internationalen Kreditversicherer Atradius.
Dass sich die Zahlungsmoral in der Branche verschlechtert hat, hat laut Atradius mehrere Gründe. vielfältige Gründe. Die insbesondere nach 2021 steigenden Nichtzahlungsmeldungen seien ein Hinweis darauf, dass die Wirtschaft während der Pandemie mithilfe staatlicher Unterstützungsprogramme durch die Krise gekommen sei.
Dann wurden die Unternehmen aufgrund des Russland-Ukraine-Krieges mit steigenden Energie- und Rohstoffkosten sowie der hohen Inflation konfrontiert. «Diese konnten viele Unternehmen nur teilweise und auch nur verzögert an deren Kunden weitergeben, denn am Ende der Kette steht meistens der Lebensmitteleinzelhandel, der Preiserhöhungen oft einen Riegel vorschiebt», so  Karrenberg. Vor allem die Hersteller von Ölen, Fetten, Zucker, Brot oder Schokolade seien im Vergleich zu Obst und Gemüse stärker von steigenden Energie- und Rohstoffkosten betroffen gewesen.
Der Druck auf die Fleischbranche sei besonders hoch, weil sich das Konsumverhalten der Menschen ändere. Zwar sinke der Verbrauch, aber nicht der Ausgabenanteil bei Fleisch. Die Konsumenten kauften weniger, aber dafür qualitativ höherwertiges Fleisch, so Atradius. Zudem hätten die volatilen Marktpreise Auswirkungen auf die verschiedenen Verarbeitungsstufen. Gleichzeitig stiegen die Kosten weiter unter anderem aufgrund erhöhter Mindestlöhne, dem Verbot von Werksverträgen sowie durch den Fokus von Politik und Verbänden auf verbesserte Haltungsformen.
Transfomation der Fleischbranche beschleunigt sich
Zwar gab es laut den Atradius-Experten im vergangenen Jahr keine grösseren Insolvenzen in der Fleischbranche, aber das könne sich in diesem Jahr ändern. «Die Transformation der Branche wird sich aufgrund der geänderten Bedingungen beschleunigen», sagt Michael Karrenberg. «Die Marktführer in der Fleischschlachtung werden mit ein paar Schrammen davonkommen, aber für kleinere Marktteilnehmer oder Verarbeiter dürfte sich die Situation in diesem und dem kommenden Jahr verschärfen.»
Ein Indiz dafür könnten bereits die gesunkenen Produktionszahlen sein. Nach Angaben des Statistischen Bundesamtes wurden im Jahr 2023 rund 6,8 Millionen Tonnen Fleisch produziert - vier Prozent weniger als im Vorjahr. Damit sank die heimische Fleischproduktion seit dem Rekordjahr 2011 und einer relativ stabilen Entwicklung bis 2017 das siebte Jahr in Folge.

Milchwirtschaftliches Museum

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