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«Fleisch bleibt in der Tellermitte»

Bell-Chef Lorenz Wyss sagt, wie man sich dem Markt anpassen muss, warum die Coop-Tochter aus dem Baltikum Fleisch importiert und warum die Fleischbranche Kooperationen eingehen muss.

«Wichtig ist, dass man sachlich aufzeigt, dass Fleisch ein wichtiges Nahrungsmittel ist.» Lorenz Wyss anlässlich der Vorstellung der Bilanz in Basel, Ende Februar 2017.

alimenta: Wie stolz sind Sie darauf, mit Bell erstmals die 3-Milliarden-Umsatzgrenze überschritten zu haben? Lorenz Wyss: Grosse Zahlen haben mich noch nie beeindruckt. Wichtig ist, was dahinter steckt. Da war die Entwicklung, die wir letztes Jahr mit den Akquisitionen gemacht haben, sehr wichtig. Welches waren für Sie die wichtigsten Akquisitionen? Alle Akquisitionen, die wir in den letzten Jahren getätigt haben, waren wichtig und haben zur Entwicklung der Bell-Gruppe beigetragen. Mit der Akquisition der Eisberg-Gruppe konnten wir im Bereich Salat- und Früchte-Convenience neue Märkte im Ausland erschliessen. Convenience liegt im Trend und bietet dank wachsenden Märkten ein grosses Potenzial. Mit der Geiser AG, die als eigenständiges Unternehmen weitergeführt wird, haben wir insbesondere im Food Service mehr Möglichkeiten als vorher und können schneller auf Trends reagieren sowie Kleinmengen produzieren, was mit einem industriellen Betrieb nicht immer einfach ist. Bell verlagert die Frischfleischverarbeitung von Basel nach Oensingen. Also keine Strategie, einmal den Rohstoff aus dem Ausland zu beschaffen? Bei der Schlachtung würde das aus heutiger Sicht keinen Sinn machen und ich glaube nicht, dass es in nächster Zeit möglich sein wird. Im Schlachtbetrieb Basel werden nur noch Schweine geschlachtet und er hat ein Alter erreicht, wo man sich Gedanken machen muss, wie man in Zukunft weiter investieren will. Ein Neubau steht aber nicht im Vordergrund. Und die Möglichkeit, einen Schlachthof zu kaufen? Im Bereich der Schweineschlachtung braucht es in der Schweiz keine neuen Betriebe. Ich sehe hier eher eine Kooperation mit bestehenden Schlachthöfen. Hier sollte man optimieren, so dass man auch bei einer allfälligen Öffnung der Grenzen bestehen könnte. Bei der Rinderschlachtung planen wir eine Erweiterung des bestehenden Schlachthofs in Oensingen. Die Schlachtviehpreise in der Schweiz waren letztes Jahr auf hohem Niveau. Rechnen Sie weiter mit hohen Preisen? Wir haben eine gesunde Ausgangslage, auch wenn wir insbesondere bei den Kuhpreisen auf einem hohen Niveau liegen. Wir hoffen natürlich, dass die Preise in einem vernünftigen Rahmen bleiben. Bei den Schweinen werden die Preise vom Wetter während der Grillsaison und der Entwicklung der Schweinebestände in der Schweiz abhängig sein. Die Preise im Detailhandel sind durch Aktionen geprägt. Wie stark ist der Druck für Sie? Der Markt wird immer intensiver. Wir müssen uns dem Wettbewerb stellen. Der Markt für Poulets wächst. Ihr Mitbewerber Micarna gibt Gas und will in der Ostschweiz einen neuen Schlachtbetrieb für Poulets bauen. Was macht Bell? Wir haben keinen Nachholbedarf beim Geflügel. Die Erweiterung des Werkes in Zell wurde im letzten Jahr erfolgreich abgeschlossen. Der Trend geht in Richtung Geflügel. Darauf haben wir rechtzeitig reagiert. Bell ist im Geflügelbereich jetzt auch in Österreich aktiv. Werden Produkte von Huber in die Schweiz importiert? Bell und die Schweiz im Allgemeinen kann den Bedarf an Geflügel im Inland nicht mit einheimischem Geflügelfleisch decken. Unser Mutterhaus Coop importiert Geflügelfleisch von Huber aus Österreich. Durch die Akquisition von Huber haben wir zudem die Möglichkeit, die Schweizer Haltungsanforderungen auch beim Importgeflügel durchzusetzen. Das ist bei einem eigenen Unternehmen einfacher umsetzbar als bei fremden Lieferanten. Mit der Akquisition stellen wir die Importmenge in die Schweiz sicher und sind in einem neuen Markt in Österreich als Nummer eins tätig. Zudem sind wir mit der zur Huber-Gruppe gehörenden Süddeutschen Truthahn AG im Trutenbereich in Süddeutschland die Nummer eins. Befinden sich die Absatzmärkte nur in Deutschland und Österreich oder auch im Osten? Hauptsächlich in Deutschland und Österreich. Zu einem kleinen Teil exportieren wir auch nach Osteuropa. Russland ist gegenwärtig aber kein Thema. Ihr Mitbewerber will ausserdem im anderen boomenden Geschäft mit Fisch wachsen und kündigte eine Egli-Produktion an. Wie sieht Bell die Zukunft mit Fisch? Es ist eine spannende Geschichte. Am Schluss muss man die Kosten im Griff haben. Denn Egli werden zu günstigen Preisen aus verschiedenen osteuropäischen Ländern in die Schweiz importiert. Dennoch haben wir auch in der Schweiz verschiedene Fischzuchten, zum Beispiel im Tropenhaus Wolhusen. Ist es immer noch ein Ziel, Schweizer Fleisch zu exportieren? Aufgrund der Preisdifferenz ist das sehr schwierig. Kleine Mengen im Bereich von regionalen Produkten wie Bündnerfleisch oder Walliser Trockenfleischspezialitäten haben da eher eine Chance. Produkte aus Frankreich sind «in», sagen Sie. Könnte sich Frankreich künftig sogar als «wertvollere» Ursprungsregion als die Schweiz entwickeln? Der Absender Frankreich ist interessant und hat gute Vorbilder mit Wein und Käse. Sie sind zudem auf dem Preislevel anderer europäischer Länder, was eine gute Grundlage ist. So zum Beispiel bei Produkten aus Savoyen, die mit dem «Savoyer-Kreuz» beworben werden. Viele Vegi-Produkte werden mit Namen bennent, die sich an Fleisch anlehnen. Wie finden Sie das? Wir sind sicher nicht für eine «Vegi-Wurst». Ein Fleischnamen für vegetarische Produkte ist ein Widerspruch. Eine gewisse Eigenständigkeit tut dem vegetarischen Sortiment gut. Zum Beispiel heisst unsere vegetarische Frikadelle «Pfannen-Taler». Im vegetarischen Bereich liegt ein Fokus von uns auf der Produktion von Tofu aus Schweizer Biosoja, der zu Fertiggerichten verarbeitet wird. Coop wird bald einen Insekten Burger lancieren. Wie ist Bell in dieses Thema involviert? Das ist momentan noch kein Thema für uns. Wenn es bei uns ein Thema wird, dann wird es eine Firma im Convenience-Bereich sein. Wo sehen Sie Bell in fünf Jahren? Der Fleischbereich wird sicher ein wichtiges Standbein bleiben. Doch der Bereich Convenience wird stark wachsen. Der Fokus unserer Expansion liegt in den Bereichen Frisch-Convenience und Fertiggerichte. Wie sieht die Zukunft aus? Wird in 50 Jahren noch Fleisch gegessen? Ich glaube schon. Es fragt sich nur, wie viel und welches Fleisch. Das kann ich nicht beantworten. Unsere Strategie besteht darin, dass unsere Produkte immer in der Mitte des Tellers sind, das heisst, wir passen uns zeitnah dem Markt an. Was sagen Sie dazu, dass der langjährige Werbeslogan «Alles andere ist Beilage» verschwunden ist? Da bin ich völlig unbefangen. Wichtig ist, dass es eine Unterstützung der Branche gibt und man sachlich aufzeigt, dass Fleisch ein wichtiges Nahrungsmittel ist. hanspeter.schneider@rubmedia.ch

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