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Banger Blick in die Zukunft

Die Konkurrenz für Schweizer Getreide und Schweizer Backwaren wird in Zukunft noch härter. Das wurde deutlich an einem Anlass in der Coop-Mühle Swissmill in Zürich.

Quelle: Swissmill

«Wie kriegen die’s gebacken?» Unter diesem Titel lud der Schweizerische Verband der Agrar-Ingenieure und Lebensmittelwissenschafter SVIAL und das Kompetenznetzwerk Ernährung KNE am 16. März zur Diskussion bei der Coop-Mühle Swissmill in Zürich. Die kurze Antwort auf die Frage: Im Moment noch ganz gut, aber in Zukunft wird es schwieriger – für die Bäcker, für die Mühlen und für die Getreidebauern. Andreas Frank, Leiter Verkauf, Marketig und Entwicklung bei Swissmill, betonte, dass für Swissmill 75 bis 80 Prozent der Kosten Rohstoffkosten seien. Wenn man Mehrkosten im Einkauf nicht an den Abnehmer weitergeben könne, habe man fast keinen Spielraum. Das zeige auch, weshalb das bisherige Schoggigesetz und die künftige Nachfolgelösung so wichtig sei. Getreideproduzenten und Müller hätten beim Ausgleich mitgeholfen und in den letzten drei Jahren 13 Millionen Franken bezahlt. Störend findet Frank, dass die Schweizer Bevölkerung von 1988 bis 2016 zwar von 6,6 auf 8,3 Millionen Menschen angestiegen ist, die Schweizer Backwarenbranche davon aber nicht profitieren konnte. Vielmehr seien die Importe stark angestiegen, hielt er fest. Es zeige sich, dass man sich den Heimatschutz mit hohen Zöllen, wie ihn sich die Produzenten wünschten, künftig nicht mehr leisten könne. Es sei auch fraglich, ob eine schrittweise Öffnung der Märkte, wie es der Bund mit seiner Agrarpolitik anstrebt, der richtige Weg sei. «Es besteht die Gefahr, dass wir beim Warmlaufen schon alle Kraft verpuffen», fand Frank. Vielleicht gebe es plötzlich einen «Paukenschlag», auf Druck von aussen oder von innen, mit einer raschen Öffnung der Märkte. Dann wäre es vielleicht eine Möglichkeit, die Mehrwertsteuer zu erhöhen und den Bauern höhere Direktzahlungen zu bezahlen. Sicher werde der Wettbewerb noch schärfer – und sicher werde Swissmill eine Zukunft haben. Klar sei aber auch klar, dass der Konzentrationsprozess bei den Mühlen weitergehen werde. Vorzüge besser kommunizieren Swissmill habe eben nur eine Zukunft, wenn die Getreideproduktion eine Zukunft habe, sagte Fritz Glauser, Präsident des Schweizerischen Getreideproduzentenverbandes SGPV. «Ohne Schweizer Getreide gibt es keine Getreidebranche.» Die Produktion müsse auf jeder Wertschöpfungsstufe rentabel sein. Die Bauern würden auf andere Kulturen setzen, wenn der Getreidepreis nicht mehr stimme, zum Schaden der Sammelstellen und Mühlen. Glauser wehrte sich auch dagegen, dass man die Schweizer Getreideproduzenten mit ihren französischen Kollegen vergleiche. Diese würden zu Preisen produzieren, die überhaupt nicht mehr kostendeckend seien. Der SGPV hat konkrete Forderungen: Der Getreidezoll von 23 Franken pro 100 Kilogramm solle auf 30 Franken erhöht werden, und auch der Aussenkontingentszoll müsse steigen. Man wolle keinen Heimatschutz, sondern eine Wertschöpfung für alle Beteiligten, sagte Glauser. Angesichts des tiefen Rohstoffpreisanteils bei einem Brot stellten die Forderungen kein Problem dar. Die Mehrkosten für die Konsumenten seien praktisch vernachlässigbar. Dazu komme, dass die Konsumenten bereit seien, für gutes Brot auch etwas mehr zu bezahlen. «Brot ist heute auch ein Genussmittel», sagte Glauser. Darauf setze die Branche auch mit ihrer gemeinsamen Kommunikation  mit «Schweizer Brot». Hier müsse man noch  mehr versuchen, die Qualiät und die Nachhaltigkeit des Schweizer Getreides im Schweizer Brot zu kommunizieren. Entscheidend: der Standort Den Blickwinkel der Bäcker zeigte Konrad Pfister, Geschäftsführer der Zürcher Bäckerei Fleischli AG, auf. Für Erfolg im Geschäft müsse man zwei Fragen beantworten, sagte er: «Was wollen meine Kunden?» und «Wie kann ich mich differenzieren?» Fleischli führt zehn Filialen und beliefert daneben auch Hotels, Spitäler und Altersheime. Pfister war mit Glauser einverstanden, dass die Konsumenten durchaus bereit seien, für gutes Brot etwas mehr zu bezahlen. Als er für den Verkauf Globus Delicatessa einen Kilogrammpreis von 8 Franken vorgeschlagen habe, habe man ihm erklärt, 15 Franken müsse man mindestens verlangen. Fleischli hat bei den Kunden eine Umfrage durchgeführt und festgestellt, dass Qualität, Angebot, Bedienung und vor allem die Erreichbarkeit die wichtigsten Kriterien für einen Einkauf sind. Ein guter Standort sei das A und O. Ein Glücksfall sei deshalb die Avia Tankstelle in Rümlang, wo Fleischli den Shop übernehmen konnte. Die Filiale ist heute mit 600 bis 1200 Kunden am Tag auf dem Weg, zur umsatzstärksten zu werden. Fleischli setzt auf  regionale Herkunft der Rohstoffe, ein Bäcker backt vor Ort rund zehn Brotsorten. «Das Mehl muss stäuben, es muss nach Brot duften, die Kunden müssen sehen, dass frisch gebacken wird und nicht nur Tiefkühlware aus Polen aufgebacken wird», sagte Pfister. Wie viel Preisunterschied darf es sein? In der Diskussion prallten dann die unterschiedlichen Standpunkte aufeinander. Andreas Frank sagte, wenn ein Schweizer Traditionsunternehmen – gemeint war Kambly – in Deutschland eine Produktionsstätte kaufe, um dort Eigenmarken für den EU-Markt zu produzieren, dann stünden die Zeichen auf Sturm. Es zeige, dass man es mit Swissness und mit den Preisunterschieden zum Ausland auch übertreiben könne. Mit dem Schoggigesetz und auch mit der Nachfolgelösung, die derzeit erarbeitet werde, habe man «extrem teure Massnahmen», um die Getreide- und Mehlmengen aufrechtzuerhalten, das werde nicht immer so möglich sein. Glauser liess sich nicht beirren: Das Ziel sei, dank guten Rahmenbedingungen die Getreideproduktion in der Schweiz wieder auszudehnen. Davon würden auch die Mühlen profitieren. roland.wyss@rubmedia.ch

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