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Max Havelaar: Blick zurück auf 25 Jahre

Während der Umsatz mit fairen Blumen sinkt, wächst er rasant bei Lebensmitteln. Die Schweizer sind Weltmeister im Konsum von fair gehandelten Lebensmitteln.

Der Marktanteil von Fairtrade-Bananen beträgt bereits 53 Prozent. (Bilder: zvg)

Der Umsatz von Fairtrade-Produkten wächst von Jahr zu Jahr. Letztes Jahr wurden schweizweit 21 Prozent mehr Produkte mit dem Gütesiegel Max Havelaar verkauft, der Umsatz stieg auf 628 Millionen Franken. Dies ist weltweit Spitze, wenn der Umsatz pro Kopf berechnet wird, der 75 Franken beträgt. «Wir sind anderen Ländergesellschaften um Längen voraus», sagte Andreas Brüchle, Financhef der Max Havelaar-Stiftung Schweiz, vor den Medien in Zürich. Das grösste Wachstum erreichten Kakao mit 46,6 Prozent, Kaffee mit 19,7 Prozent, Fruchtsäfte mit 8,3 Prozent und Bananen mit 6,8 Prozent. Die sogenannten «zusammengesetzten» Produkte überholten dabei die bisher grösste Umsatzkategorie, die Bananen. Ein zusammengesetztes Produkt ist zum Beispiel Schokolade, bei der sich der Anteil an fairen Produkten auf Kakao beschränkt. Die restlichen Produkte, beispielsweise der Zucker, dürfen aus der Schweiz stammen. Neu werden auch Molkereiprodukte, Backwaren oder Eistee verkauft. Die zusammengesetzten Produkte müssen jedoch mindestens 20 Prozent eines Fairtrade-Rohstoffes enthalten. Produkterange verbreitert Der Entscheid, dass auch zusammengesetzte Produkte mit dem Fairtrade-Logo gekennzeichnet werden dürfen, ist im 2013 gefallen. Dass die Umsatzsteigerung auch damit zu tun hat, ist offensichtlich. Damit konnte die Max Havelaar-Stiftung auch ihr Produktsortiment erweitern - letztes Jahr auf 2800 Produkte. Dabei dürfe man sich aber nicht verzetteln, sagte Brüchle in Zürich. Vielmehr gehe es jetzt um die Marktdurchdringung. Zum Beispiel würden 53 Prozent aller Bananen unter dem fairen Logo verkauft, bei Ananas und Rohzucker betrage der Anteil über einem Drittel. Die Marktpartner würden vom Umsatzwachstum profitieren, sagte Brüchle, die Lizenzbeträge sinken und zwar von 8 auf 7,5 Millionen Franken:

«Dass wir bei Skaleneffekten die Mehrerträge an unsere Marktpartner zurückgeben, war ein Grundsatzentscheid.»
Die Lizenzeinnahmen werden aber nicht alle in der Schweiz verwendet. Rund 40 Prozent fliessen in die internationale Zusammenarbeit und kommen direkt den Produzenten zugute, wei Brüchle erklärte. Die Fairtrade-Prämie betrug letztes Jahr 10 Millionen Dollar oder rund 55 Prozent mehr als im Jahr 2012. Die gedeckelten Lizenzeinnahmen sollen auch zu grösserer Akzeptanz bei den Marktteilnehmern führen. Harte Verhandlungen mit Grossverteilern Diese Akzeptanz musste jedoch zuerst erarbeitet werden. Der erste Geschäftsführer, Rolf Buser, erinnert sich in Zürich an die Verhandlungen mit den Grossverteilern vor mehr als zwanzig Jahren und wurde nostalgisch.
«Mir kommen fast die Tränen, wenn ich die erste Kaffeepackung mit fairem Kaffee sehe»
sagte Buser. Bis der Schweizer Handel aber diesen, damals wurde noch von «sauberem Kaffee» gesprochen, überhaupt verkaufte, brauchte es harte Verhandlungen. Doch der Zeitpunkt 1991 war günstig, der Rohkaffeepreis war international auf einem Tiefpunkt angelangt und in Holland war eben das Gütesiegel Max Havelaar eingeführt worden. Mit Slogans wie «Fairer Handel statt Almosen» oder «Entwicklungspolitik mit dem Einkaufskorb» wurde die Kundschaft gewonnen. Dem Erfolg für Fairtrade war aber noch allerhand Geplänkel vorausgegangen. So wollte Coop zuerst mit eigenem Logo, schon im Frühling 1992 und nicht erst im Herbst, faire Produkte verkaufen. Migros ihrerseits fühlte sich gemäss Buser nicht mehr an die Abmachungen gebunden und wollte die Kaffeepackungen selber mit holländischem Siegel einführen.
«Da half nur Bluff»
sagte Buser, der den holländischen Importeuren damals sagte, sie sollen die Grossverteiler nicht beliefern, denn er würde nächstens das neue Schweizer Label vorstellen. So sei dieses in einer Blitzaktion, zwischen Weihnachten und Neujahr, gegründet worden. Die Hilfswerke segneten die Finanzierung ab und mit dem damaligen BAWI, dem Vorgänger des Seco, wurde ein à-fonds-perdu-Beitrag von 1,625 Millionen Franken ausgehandelt. Schon nach neun Monaten seien 1400 Tonnen Röstkaffee verkauft worden, was einem Marktanteil von fünf Prozent entsprochen habe, sagte Buser. Danach sei bald jedes Jahr ein weiteres Fairtrade-Produkt eingeführt worden. Zum Beispiel 1997 die Banane, die heute einen Marktanteil von über 50 Prozent erreicht. Buser glaubt, dass das Erreichen der «100 Franken-pro-Kopf-Schwelle» keine Utopie mehr darstelle, sondern in greifbare Nähe gerückt sei. hanspeter.schneider@rubmedia.ch

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