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Gute Perspektiven für Getränkemaschinenbauer

Zwar stehen weltweit die Zeichen auf Abschottung der Märkte. Doch die Maschinenbaukonzerne sehen positive Perspektiven für den Getränkemarkt.

Kilian Reichert, Moderator, Mario Mais, Sinalco, Georg Schneider, Schneider Weisse, Reiner Brambach, Enviro Chemie, Matthias Niemeyer, KHS, Volker Kronseder, Krones.

«Überall dort, wo der Protektionismus abgebaut wurde, entstand Wachstum.» Dies sagt Volker Kronseder, Chef des weltweiten Marktführers für Getränkeabfüll- und Verpackungsmaschinenbauers Krones AG. Das Beispiel China zeige es, so Kronseder. Nicht nur in China, sondern auf allen fünf Erdteilen betreibt der deutsche Konzern mit Sitz in Neutraubling Fabriken. Nicht nur in Lateinamerika, China, den USA oder in Indien, sondern zum Beispiel auch mitten im Pazifik, in Hawaii oder auf den Philippinen. «Wir liefern in jedes Land der Welt Maschinen», so Kronseder am Podium, das von der Messe «drinktec» unter dem Titel «International agieren in herausfordernden Zeiten», organisiert wurde. Die täglichen Nachrichtensendungen würden es zeigen, sagte Moderator Kilian Reichert, ein bekannter deutscher Fernsehmoderator: Die Welt scheine aus den Fugen. Sie sei unsicherer und unkalkulierbarer geworden. Spielregeln politischen und wirtschaftlichen Handelns, die jahrzehntelang Gültigkeit hatten, würden plötzlich in Frage gestellt. Länder würden sich abschotten und Protektionismus komme in Mode. Protektionismus, Nationalismus, Populismus, Brexit – alle diese Schlagwörter seien bei der letzten Drinktec (2013) noch nicht auf dem Radar gewesen, so Reichert. Heute seien sie allgegenwärtig. Run auf Maschinen Was aber bedeutet es für die international operierenden Unternehmen der Getränke- und Zulieferindustrie, wenn aus Zuversicht Angst, aus Stabilität Unsicherheit werden? «Der Markt reagiert manchmal ganz unerwartet», stellte Matthias Niemeyer Vorsitzender von KHS GmbH in Dortmund, dem Mitbewerber von Krones, fest. So habe der Auftragseingang aus den USA stark zugenommen. Es würden Investitionen anscheinend bewusst vorgezogen, um drohenden Strafzöllen vorwegzukommen, sagte Niemeyer. «Die Welt war schon immer im Umbruch», stellte Georg Schneider, Chef der Biermarke «Schneider Weisse», fest. Erfahrungen mit Herausforderungen wie Strafzöllen, oder abgeschotteten Märkten, hätten die europäischen Unternehmen schon immer gehabt. Es gebe drei Antworten: Gar nicht liefern, die Einfuhrzölle akzeptieren, oder vor Ort produzieren. Letzteres habe Vor- und Nachteile, war sich die Diskussionsrunde einig. Einen Vorteil, vor Ort zu produzieren, sieht Niemeyer von KHS zum Beispiel in den USA. Dort sei ein anderes Verständnis da, um «Craft Bier» herzustellen. Deshalb sei es auch besser, vor Ort in der Entwicklung tätig zu sein. Auch in Indien werde derzeit nach Vertriebspartnern gesucht, sagte Niemeyer. Der deutsche Ingenieur mache noch «geringelte Maiglöckchen» an die Maschine, da habe der Inder eine effizientere Sicht auf die Maschine, sagte Kronseder dazu. Schwierige Arbeitsbedingungen Doch die Produktion in lokalen Märkten verlaufe nicht nur gradlinig, sagte Kronseder. Vor allem wenn man entdecke, dass die Arbeitsbedingungen einfach anders sind, dass zum Beispiel die Ethikregeln nicht befolgt würden, Bedenken bei Umweltschutz oder Menschenrechten auftauchen oder der ungewollte Know-how-Transfer stattfinde. Andererseits würden neue Mitarbeiter auch neue Ideen, andere Sichtweisen und mehr Produktivität bedeuten, sagte Niemeyer, doch: «In einer globalen Welt kann man nicht mehr alles alleine stemmen.» Einen weiteren Nachteil in der Produktion vor Ort sah auch Kronseder. Obwohl Krones Marktführer im Getränkeabfüllbereich sei, kämen sie nicht an die Stückzahlen der Autoindustrie heran, die in einem Markt jährlich über 1000 Autos herstellen würden. «Es rechnet sich mit 20 Füllern in Brasilien nicht», sagte Kronseder. Doch der deutsche Maschinenbau könne selbstbewusst auftreten. Viele Maschinen hätten eine so hohe Qualität, dass der Lebensmittelproduzent diese auch bei einem abgeschotteten Markt nicht selber herstellen könne und auf ein Qualitätsprodukt angewiesen sei, so Kronseder. Den Getränkemaschinen-Riesen kommt zudem entgegen, dass sich die Welt auf ihn zu entwickelt. Stark wachsende Mittelschichten weltweit, die vor allem in Städten leben, dürsten vor allem nach abgepackten Lebensmittel und Getränken. Hier sieht der Krones-Chef gute Perspektiven. Jahr für Jahr wachse die Weltbevölkerung um 80 Millionen. Diese könnte sich immer mehr leisten, der Armutsbericht der Weltbank belege, dass noch nie so wenige Menschen unterhalb der Armutsgrenze gelebt hätten wie heute. Für ein Bierchen reichts Zwar reiche es den meisten Menschen noch nicht für ein Smartphone oder ein Fernsehgerät. «Doch für ein Bierchen reicht es», so Kronseder. «Wenn ein Markenprodukt beim ersten Probieren allerdings nicht überzeugt, war es das. Es wird kein zweites Mal gekauft», gab Mario Mais, Marketingmanager von Sinalco, zu bedenken. Es sei daher extrem wichtig, mit einem gut vernetzten lokalen Partner zusammenzuarbeiten, um die Rezepturen an die landestypischen Besonderheiten anzupassen. «Für Araber muss Sinalco beispielsweise als Orangengetränk orange sein und nicht gelb wie bei uns», so Mais. Für Reiner Brambach, Director Sales & Design vom Wasseraufbereiter Enviro Chemie GmbH in Rossdorf ist Afrika grundsätzlich ein interessanter Markt. Sogar ins nachrevolutionäre Libyen sei er gefahren um Geschäftsbeziehungen mit einer Molkerei auszuloten, so Brambach. «Auch ohne Staat gibt es Konsumenten», so Brambach. Auch Sinalco ist in einem politisch instabilen Land tätig. So würden die Getränke in Syrien hergestellt, denn der Transport dorthin wäre teurer als das Produkt, sagte Mario Mais. Chancen sehen die Getränketechnikhersteller auch in der Industrie 4.0. «Wir müssen unsere Ingenieure zu Software-Spezialisten umbauen», sagte Kronseder. Dabei laute die Herausforderung «Aus Big Data neue Geschäftsmodelle entwickeln», so der Tenor der Runde. Zuckerdiskussion In den lokalen Märkten sieht Mais von Sinalco die Zuckerdiskussion als Herausforderung. Es werde momentan überlegt, ob die Rezepturen auf Zuckeraustauschstoffe geändert werden sollen. «Wir sind in Märkten, wo keine Frucht drin ist – was böse klingen mag», so Mais. Doch früher, als es die Kühlanlagen noch nicht gab, habe man gar nicht viel Frucht reintun können, weil die Produkte sonst zu rasch verdarben. Für Bierhersteller Schneider gibt es nicht nur einen Trend, sondern ganz viele. In Europa zum Beispiel «alkoholfrei». In anderen Teilen der Welt gehe es um Geschmack und Ausprägung. Man müsse aber auch nicht immer alles ausprobieren, man müsse auch mal sagen können: «Da mache ich nicht mit», besonders als mittelständisches Unternehmen. In den Genusswelten gebe es genug Nischen, wo man sich profilieren könne - auch mit Abschottungstendenzen der Märkte. «Politik wird von der Politik gemacht – Geschäfte von Menschen», sagte Schneider im Hinblick auf das seit Jahren andauernde Russland-Embargo. Sein Aufruf lautete: «So lasst uns gescheiter Geschäfte machen.» hanspeter.schneider@rubmedia.ch

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