24.08.2022
Darum ist Schweizer Zuckermais süsser
Zuckermais wird immer beliebter. Das Nischengetreide ist auch Paradebeispiel dafür, wie eine Lieferkette kurz gehalten werden kann. Denn: je schneller der Mais vom Feld in die Verarbeitung gelangt, desto süsser schmeckt er.
(Bild: zVg)
In der Schweiz wächst zwar viel Mais, der meiste davon ist aber für Tierfutter bestimmt. Auf bloss 200 Hektaren wird Zuckermais angebaut, das sind 1,3% des gesamten Maisanbaus. Das Anbaugebiet beschränkt sich fast gänzlich auf das Freiamt, rund um den Zuckermaisprodukte-Verarbeiter Unicorn AG. Im Umkreis von maximal 20 Kilometern bezieht die Firma die gelben Kolben von Aargauer, Luzerner und Zürcher Produzenten. Kalt geerntet - lange frisch Nasskalt und grau zeigt sich das Wetter an jenem Morgen im Zuckermaisfeld der Familie Renggli in Oberwil-Lieli. "Ideal für die Ernte", sagt Betriebsleiter Siegfried Renggli. In Regenkleidung läuft er die Maisreihen entlang, bricht von jeder Pflanze einen Kolben ab und wirft ihn in den vom Traktor gezogenen Anhänger. "Der Mais muss bei der Ernte kalt sein, dann bleibt er länger lagerfähig", erklärt der Betriebsleiter. Ein Mitarbeiter steuert den Traktor, fünf Erntehelfer laufen durch die Reihen und füllen nach und nach den Anhänger. Etwa zwei Stunden sind sie jeden Morgen damit beschäftigt, den Mais zu ernten. Handarbeit, zumindest im Bio-Segment. Die Erträge seien höher, weil jeder einzelne Kolben geerntet werden könne, sagt Siegfried Renggli. Viel Handarbeit Sobald zwei Anhänger gefüllt sind, geht's zurück in die Scheune zum Entlieschen, also um die Kolben von den Blättern (Lieschen) zu befreien. Auch das geschieht in Handarbeit, sodass der konventionelle vom Bio-Mais unterschieden werden kann, wenn er in der Fabrik ankommt. In der Scheune hat Sohn Maurus bereits Paloxen aufgestellt, wo die anfallenden Lieschen gesammelt und später an die Milchkühe verfüttert werden. Jeder Mitarbeiter hat seine Arbeitsstation, es herrscht eine konzentrierte Atmosphäre. "Die Arbeit ist streng, da braucht es ein motiviertes Team, das täglich mit frischer Energie den Job macht", meint Siegfried Renggli. Seine Frau Susanne fügt hinzu: "Die Saison ist kurz und die Mitarbeiter können gutes Geld verdienen. Seit wir sie pro Kiste statt im Stundenlohn entlöhnen, sind wir mehr als doppelt so schnell." Etwa um halb vier am Nachmittag sind die Maiskolben gerüstet und werden in einem Kühlwagen gelagert. Jeden zweiten Tag fährt Renggli sie in die nahegelegene Fabrik. Zuckermais ist eine heikle Kultur Zuckermais ist eine heikle Ackerkultur und in seiner Jugendentwicklung nicht sehr konkurrenzstark. Folglich wächst viel Unkraut zwischen den Pflänzchen, und dieses muss manuell entfernt werden. "Im Frühling sind wir etwa 6 Wochen mit Jäten beschäftigt", bestätigt Susanne Renggli. Inzwischen hat ihr Mann eine Maschine konstruiert, die das Unkrautjäten übernehmen soll. Viel Zeit habe die Tüftelei in Anspruch genommen, aber sie erleichtere die Arbeit immens. Angefangen haben Rengglis vor etwa 15 Jahren mit dem Anbau von Zuckermais. "Damals mit einer Hektare", sagt Susanne Renggli. Mittlerweile haben sie Erfahrung gesammelt und sind damit gewachsen. Nun baut das Paar auf knapp 6 Hektaren Zuckermais an. Weil Rengglis Felder rund um den Hof dicht beieinander liegen, können keine Blütenpollen von nachbarlichen Futtermais-Feldern seine Pflanzen befruchten, erzählt Siegfried Renggli und fügt an: "Die Durchmischung wäre nicht wünschenswert, schliesslich soll der Zuckermais süss sein." Der Anbau geschieht gestaffelt, so dauert die Ernte über einen Monat. Ausserdem sind die jungen Zuckermais-Pflänzchen heikel und haben nicht gerne nasskaltes Wetter. Der nahegelegene Wald ist für das Abtrocknen der Kolben eher hinderlich. Es sei eigentlich immer mit einem halben Hektar Ausfall zu rechnen, erzählt Susanne Renggli.
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