Die Spitze von Fromarte: der stellvertretende Direktor Roger Handschin, Präsident Hans Aschwanden und Direktor Jacques Gygax (v.l.). (mos)
Die gewerblichen Käsereien sind gut durch die Corona-Pandemie gekommen. Trotzdem bleibt die Lage für sie herausfordernd, wie Hans Aschwanden, Präsident des Käserverbandes Fromarte, an der Fromarte-Delegiertenversammlung sagte, die am 24. September im Rahmen des Tags der Milchwirtschaft in Bern stattfand (siehe auch S. 29). Bei der Abstimmung im Juni über die Trinkwasser- und Pestizidinitiative habe sich ein Stadt-Land-Graben gezeigt. «Wir haben zwei unterschiedliche Welten innerhalb der Schweiz – und wir Käser befinden uns mittendrin zwischen den ländlichen, eher konservativen Milchlieferanten und den oft widersprüchlichen städtischen Kunden», so Aschwanden.
Die Corona-Krise habe zwei Trends verstärkt, sagte Aschwanden weiter: das Gesundheitsbewusstsein und den Nachhaltigkeitsgedanken. Beides bekämen die Käser zu spüren, zum Beispiel beim Nutri-Score, den einige Schweizer Detailhändler einführen. Bei hochverarbeiteten Produkte möge der Nutri-Score Sinn machen, «bei unseren Naturkäsen ist er absolut blödsinnig», sagte Aschwanden, «die wären alle tiefrot». Der Nutri-Score-Algorithmus sei für Naturkäse nicht geeignet, sagte auch Fromarte-Direktor Jacques Gygax. Positive Inhaltsstoffe wie Vitamine, Phosphor und Kalzium würden nicht berücksichtigt und es werde nicht zwischen Milchfett und anderen Fetten unterschieden. Fromarte und die gesamte Käsebranche habe deshalb bei verschiedenen Organisationen interveniert, unter anderem beim Wissenschaftlichen Beirat jener Staaten, die den Nutri-Score verwenden, informierte Gygax die anwesenden Delegierten.
Die Schweizer Käseproduktion ist trotz Pandemie gestiegen, zugenommen haben auch die Exporte und die Importe. Viele Käsereien haben ausserdem ihre Kapazitäten weiter ausgebaut. Fromarte-Präsident Hans Aschwanden rechnet deshalb damit, dass«sich mit der hohen Produktion und den Überkapazitäten der Preiskampf massiv verstärken wird».
Käsefreihandel «entscheidend»
Fromarte-Direktor Jacques Gygax informierte über die Rahmenbedingungen des Milchmarktes. Das Scheitern des Rahmenabkommens mit der EU gefährde den Käsefreihandel mittelfristig zwar nicht, sagte Gygax. Man werde die weitere Entwicklung aber gut beobachten müssen, «denn für uns ist der Käsefreihandel entscheidend». Innenpolitisch ist die Verkäsungszulage unter Druck. Im landwirtschaftlichen Verordnungspaket 2021 wollte das Bundesamt für Landwirtschaft die Zulage um 1 Rappen auf 14 Rappen kürzen. «Eine Kürzung der Verkäsungszulage lehnen wir deutlich ab», sagte Gygax. Eine Erhöhung der Zulage für Verkehrsmilch dürfe nicht auf Kosten der Verkäsungszulage gehen. Eine Entspannung sieht Gygax beim Buttermarkt. Zwar habe man dieses Jahr 2500 Tonnen Butter importieren müssen (2020 waren es 4800 Tonnen), aber jetzt habe man genügend Butter, weitere Importe seien nicht nötig. Bis Ende Jahr rechne man mit einem Butterüberschuss.
Besseres Management für Listerienfälle
Letztes Jahr sorgten Listerien im Käse einer Schwyzer Käserei für negative Schlagzeilen. Fromarte wolle betroffenen Käsereien in solchen Fällen fachlich zur Seite zu stehen, sagte Roger Handschin, seit 1. August neuer stellvertretender Fromarte-Direktor. Man habe in diesem Jahr verschiedene Listerienfälle gehabt, die man aber alle «sehr gut» habe bewältigen können. Produktrückrufe seien keine nötig gewesen.
Mit Walter Haussener, Christian Oberli und Albert Neff wurden drei langjährige Mitglieder des Fromarte-Zentralvorstandes verabschiedet. Die drei sind bereits Ende September 2020 aus dem Zentralvorstand ausgetreten.