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«Wir nehmen die Herausforderung an»

Corinne Mühlebach, Co-Geschäftsführerin der gleichnamigen Mühle, kennt nicht nur den schweizerischen, sondern auch den deutschen Getreide- und Mehlmarkt. Mit steigenden Getreidepreisen muss sie auch die Mehlpreise erhöhen.

«Ich sehe Chancen, noch mehr nach Qualität zu differenzieren», sagt Corinne Mühlebach. (Roland Wyss-Aerni)

Frau Mühlebach, was sind derzeit Ihre Hauptsorgen?
Corinne Mühlebach: Es gibt grosse Unsicherheit und grosse Volatilität in den Märkten, vor allem in Deutschland. Damit müssen wir umgehen, wir können die Kosten nur zeitlich versetzt weitergeben.
Die Rohstoffpreise sind der grösste Kostenblock einer Mühle. Swiss Granum hat die Richtpreise am 13. September ausgehandelt, nun finden die Gespräche mit den Kunden statt. In Deutschland ist es etwas anders, da gibt es keine Zölle und keine Richtpreise, die Rohstoffpreise haben sich innerhalb eines Jahres verdoppelt. Ein grosser Kostenblock ist neben den Löhnen auch die Energie. In Deutschland sind die Verwerfungen im Strommarkt so gross, dass man sich aufgrund der Energiepreise aus dem Markt katapultieren kann.
Wer sind Ihre Kunden?
Wir liefern in die ganze Schweiz, wichtige Kunden sind die Industrie, gewerbliche Bäckereien in der Nordwestschweiz und der Engroshandel für die Gastronomie. In Deutschland sind es vor allem gewerbliche Betriebe, aber auch Hofläden.
Aber die Gossverteiler dominieren den Markt?
Ja, Migros und Coop sind die mit Abstand grössten Anbieter von Backwaren in der Schweiz. Wir sind vor 20 Jahren nach Deutschland gegangen, weil es erstens ein viel grösserer Markt ist und weil er zweitens weniger konzentriert ist, sowohl auf Beschaffungs- wie auf Abnehmerseite.
In Deutschland wirkt auch die Verbandsbürokratie nicht so stark ins Tagesgeschäft hinein. Es gibt kein Inkasso von Beiträgen über mehrere Marktstufen, Richtpreise oder Marktentlastungsfonds. Auch die Stellung der Labelorganisationen ist weniger stark. Wir haben in Deutschland einen grösseren unternehmerischen Spielraum. Wir sind dort auch stärker gewachsen und produzieren inzwischen die Hälfte der Schweizer Menge.
Das Kosten- und Preisniveau ist völlig unterschiedlich. In Deutschland setzen wir das Mehl zu tieferen Preisen ab als wir in der Schweiz den Weizen beschaffen können.
Sie sehen sich als Hochqualitätsmühle.
Ja, wir bieten unseren Kunden ein Produkt, mit dem sie rationell und konstant produzieren und sich von der Masse abheben können. Mit unserem hochqualitativen Mehl sind keine teuren Backhilfsmittel nötig. Wir arbeiten mit Malzmehl und Trockengluten, aber nicht mit getreidefremden Zusatzstoffen. Das bedeutet auch, dass Beschaffung, Qualitätssicherung und Analytik bei uns ein hohes Gewicht haben.
Die Richtpreise waren Gegenstand hitziger Diskussionen in der Branche. Was sagen Sie zum Resultat?
Wir nehmen die Herausforderung an. Die Botschaft, dass die Produzenten höhere Preise erwarten, ist bei uns und auch bei unseren Kunden angekommen. Aber auch wir müssen höhere Energiekosten abwälzen können, wir können die Erhöhungen nicht mit Produktivitätsfortschritt kompensieren. Unsere Produktion ist schon stark automatisiert, sie kann nachts unbemannt laufen, aber viele kleine Posten, viele Labelprodukte wie AdR, IP-Suisse, BioSuisse, Urdinkel, Suisse Garantie undsoweiter bedeutet auch viele Umstellungen, das braucht Personal. Wir haben ja mehr Zertifizierungen als Angestellte!
Haben Sie Verständnis für die Forderungen der Produzenten?
Es ist klar und legitim, dass jede Wertschöpfungsstufe ihre Position vertritt. Die Produzenten sind mit höheren Düngerpreisen konfrontiert, und wir sind als Qualitätsverarbeiter auch daran interessiert, dass beim Dünger nicht zulasten von Qualität und Ertrag gespart wird. Die Getreideproduktion muss sich lohnen, die Anbaubereitschaft muss erhalten bleiben.
Der Dachverband Schweizerischer Müller hat zu den Richtpreisen verlauten lassen, der Druck von industriellen Abnehmern sei gross, weil die Importe von zollbefreiten Halbfabrikaten immer noch zunähmen. Was halten Sie davon?
Der Import dieser Halbfabrikate ist eine Tatsache, und wir können uns nicht komplett von der internationalen Preisentwicklung abkoppeln. Andererseits sehe ich eine gewisse Diskrepanz wenn der Detailhandel sich als «Partner der Landwirtschaft» präsentieren und immer mehr Produkte importiert.
Was stört Sie konkret im Schweizer Markt?
Ich sehe Chancen, noch mehr nach Qualität zu differenzieren. Der Richtpreis bezieht sich jeweils auf die Klasse Top, I oder II. Innerhalb der Klassen gibt es aber enorme Qualitätsschwankungen zwischen den angelieferten Partien, denn es gibt keinen Mindestproteingehalt pro Klasse. Das behindert die gezielte Einlagerung nach Qualität in den Sammelstellen. Wer sich für gute Weizenpreise einsetzt, sollte sich auch für einen Mindestproteingehalt pro Klasse einsetzen. Unser Ziel ist, dass höhere Preise denen zugutekommen, die im Weizenanbau auf Qualitätssorten mit guten Backeigenschaften setzen und erfolgreich qualitätsorientierte Düngungsstrategien fahren.
In Deutschland sind wir freier, der Qualitätsbonus kann bei unserer Sammelstelle bis zu 15 Prozent des Basispreises ausmachen. Es ist uns gelungen, gezielt Produzenten anzuziehen, die hohe Qualität abliefern und sich auf Qualitäsweizenanbau spezialisieren.
Sie produzieren auch Biomehl. Was sind da die Herausforderungen?
Für qualitativ guten Weizen ist die Nährstoffversorgung ein entscheidender Faktor neben vielen weiteren. Ohne Kunstdünger ist der Getreidebau noch anspruchsvoller, dies bei vergleichbar hohen Qualitätsanforderungen an Biomehle. Die Nachfrage nach Bio wird von den Grossverteilern angetrieben, die jetzt auch auf Swissness setzen. Die Verfügbarkeit von Schweizer Biogetreide kann rasch zum Engpass werden. Im letzten Jahr gab es aufgrund der Missernte keinen Schweizer Bioroggen, in diesem Jahr ist er immer noch knapp. Dank unserer hohen Lagerkapazitäten konnten wir immer alle Kunden mit Inlandware bedienen.
In der Schweiz bemüht sich die Branche auf Absatzseite Einfluss zu nehmen, etwa mit der Deklarationspflicht für die Herkunft von Backwaren, die ins Lebensmittelgesetz kommen soll, oder mit dem Label «Schweizer Brot». Was halten Sie davon?
Ich bin etwas skeptisch, ob immer mehr Labels und noch mehr Kontrollen wirklich unsere Rettung sind. Mit der Marke «Schweizer Brot» deklariert man etwas, was die Kunden sowieso erwarten. Die Bäckereien der Grossverteiler machen einen guten Job. Gewerbliche Bäcker müssen sich anstrengen, wenn sie das toppen wollen – mit Qualität, Innovation, Kreativität und Einkaufserlebnis.
In Deutschland ist die Herkunft des Getreides auch ein Thema. Wir haben für die Bäckereien eine Bäckertafel gemacht, mit der sie aufzeigen können, dass das Mehl und das Getreide aus der Region stammen. Das ist sehr gut angekommen.

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