(Bio Suisse)
Bio Suisse blickt einem «finanziell schwierigen» Jahr entgegen. Hauptgrund dafür ist der «verzögerte Markteintritt von Migros mit der Bio-Suisse-Knospe», wie der Verband in einer Mitteilung zur Delegiertenversammlung vom Mittwoch schreibt. Die Migros wollte ab diesem Herbst grossflächig ihre Bio-Produkte mit der Knospe ausloben. Die Partnerschaft hatten Migros und Bio Suisse im Mai besiegelt (
foodaktuell berichtete).
Doch die Umsetzung dauert länger als geplant. Und das hat negative finanzielle Folgen für Bio Suisse. Denn bereits jetzt fällt auf der Geschäftsstelle Aufwand an für die Lizenzierung der Migros-Produkte - die erwarteten Lizenzeinnahmen fliessen jedoch erst später. Bereits dieses Jahr musste Bio Suisse deshalb den Gürtel enger schnallen und gewisse Sparmassnahmen umsetzen. Auch nächstes Jahr soll gespart werden, etwa bei der Fernsehwerbung. Damit präsentiere man für das Budget 2023 eine schwarze Null, heisst es bei Bio Suisse.
Kritik an der Migros
Die Delegierten genehmigten zwar am Mittwoch das Budget. Die verspäteten Lizenzverträge mit der Migros sorgten allerdings laut Berichten von «Bauernzeitung» und «Schweizer Bauer» für Kritik von einzelnen Delegierten an der Migros. So warf ein Delegierter der Migros vor, die Einführung der Knospe aus taktischen Gründen zu verzögern. Laut den Zeitungen verteidigte die Bio-Suisse-Spitze an der Versammlung die Migros als guten Partner.
Auch die Migros betont auf Anfrage von foodaktuell, man habe mit Bio Suisse «ein gutes, partnerschaftliches Verhältnis». Die Verzögerungen bei der Einführung der Knospe hätten einerseits mit der Klärung von Vertragsdetails zu tun, «was von einer seriösen, sorgfältigen Bearbeitung zeugt», wie ein Migros-Mediensprecher schreibt. «Andererseits entpuppt sich die operative Umsetzung als herausfordernd.» Man habe Bio Suisse früh über die potenzielle Verzögerung informiert.
Rückverdünnung von Apfelsaftkonzentrat erlaubt
Angesichts der zunehmenden Bio-Mostobstproduktion stellten verschiedene Mitgliedorganisationen den Antrag, die Rückverdünnung von Apfelsaft-Konzentrat für die Essigproduktion zuzulassen. Mit diesem Schritt liessen sich Ernteschwankungen leichter ausgleichen, da Mostobstkonzentrat leichter lagerbar sei. Heute muss ein Teil des Apfelweins zur Essigherstellung importiert werden. Dieser Import falle weg bei Annahme des Antrags. Auch für den Erhalt der ökologisch wertvollen Hochstammbäume habe die Rückverdünnung positive Auswirkungen. Die Delegierten folgten den Argumenten der Befürworter und dem Antrag des Vorstands und nahmen ihn mit grosser Mehrheit an, wie es in der Mitteilung weiter heisst.
Eingriff in Zellen nicht mit Biolandbau vereinbar
An der Delegiertenversammlung diskutierten Bio-Fachleute auch die Vor- und Nachteile der neuen Gentechniken. Ihr Fazit: Auch die neuen Techniken seien ein Eingriff in die Zelle und damit nicht mit den Prinzipien des Biolandbaus vereinbar, wie es in der Mitteilung weiter heisst. Auch Crispr-Cas und andere neue Methoden gehörten ins Gentechnik-Gesetz. Bis im Frühling will der Verband hierzu einen Entscheid fällen. Bis dahin soll Die Diskussion in den Mitgliedorganisationen und Gremien fortgesetzt werden.