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Hoher Molkereimilchpreis - ein Problem für den Emmentaler

Die Richtpreiserhöhung durch die BO Milch vom November hat auf die Käsepreise keinen grossen Einfluss. Die Differenz zwischen dem Emmentaler-Milchpreis und dem Molkereimilchpreis ist aber jetzt schon gefährlich klein.

Mit den hohem Molkereimilchpreisen riskieren die Emmentalerkäsereien den Rohstoff siloreie Milch zu verlieren. (Emmentaler Switzerland)

Wie in vielen anderen Branchen zeigen auch im Milchmarkt die Preise seit längerem nur in eine Richtung: nach oben. Bei Milchproduzenten und bei Verarbeitern steigen die Kosten. Mit Folgen für die Kunden: Milchprodukte und Käse sind im Vergleich zum Vorjahr rund fünf Prozent teurer. Eine wichtige Rolle für die Preisentwicklung spielt der Richtpreis für A-Milch, der vierteljährlich von der Branchenorganisation (BO) Milch festgelegt wird. Mitte November entschied der BO-Milch-Vorstand, den Richtpreis ab 1. Januar 2023 um drei Rappen auf 81 Rappen pro Kilogramm zu erhöhen. Auf diesem Niveau soll er bis Juni 2023 bleiben. Begründet wurde der Schritt mit den seit der letzten Erhöhung vom März 2022 weiter angestiegenen Produktionskosten für die Milchproduzenten.
In der Mitteilung zu dem Entscheid hielt die BO Milch fest, dass der Preis für das B-Segment seit Juli 2022 um über 7 Rappen gesunken ist. Insbesondere bei Exportkäse aus Molkereimilch werde eine Preiserhöhung nicht oder nur teilweise umsetzbar sein.
Kaum Bewegung zu erwarten
Hans Aschwanden, Präsident des Käserverbandes Fromarte, geht davon aus, dass preislich insgesamt beim Käse nicht viel passieren wird. «Die letzte Preiserhöhung ist noch nicht lange her», sagt er. Der Export insbesondere nach Deutschland sei stark zurückgegangen, sodass eine erneute Erhöhung undenkbar sei. Bei den Sortenorganisationen lägen auch keine Preisforderungen von Produzenten auf dem Tisch.
«Im Inland bei den freien Sorten ist eventuell preislich etwas möglich.» Die Käser müssten prüfen, was der Markt ertrage und wo möglich versuchen, gestiegene Kosten für Energie und Personal zu kompensieren.
«Wie sich die Exportmärkte entwickeln, ist schwierig vorauszusehen», sagt Aschwanden, möglicherweise gehe es noch etwas länger, bis sie sich erholen würden. Frühestens im nächsten Juni könne man die Situation neu beurteilen.
Geringe Preisdifferenz
Ein Problem gibt es beim Emmentaler, aber auch beim Tilsiter und Appenzeller: Dort ist die Preisdifferenz zwischen dem Milchpreis für verkäste Milch und dem Preis für Silomilch für die Industrie teilweise nicht mehr sehr gross, obwohl die Produktionskosten für silofreie Milch deutlich höher sind. Für Schlagzeilen sorgte die Emmentaler-Käserei Neudorf, die im Frühjahr 2024 geschlossen wird - weil ein grosser Teil der Milchlieferanten auf Silomilch umstellen will.
Im Bernbiet kommt dazu, dass im Migros-Kanal für Wiesenmilch eine Nachfrage da ist, die gedeckt werden will. Milchproduzenten können in diesen Kanal liefern, auch wenn sie mit Silage produzieren (im Unterschied zur Bezeichnung «Heumilch») und von einem guten Milchpreis profitieren.
«Beim Emmentaler brennts», sagt Thomas Hofer, Emmentaler-Käser aus Aarwangen. Er rechnet zwar nicht damit, dass die Richtpreiserhöhung einen grossen Einfluss auf den Industriemilchpreis haben werde, der tiefe B-Milchpreis dämpfe das. «Aber der Industriemilchpreis ist jetzt schon beängstigend hoch.» Er kennt Emmentaler-Käsereien, bei denen bereits die ersten grossen Milchproduzenten abgesprungen seien. Falls nicht etwas unternommen werde, um die Differenz zwischen Molkereimilchpreis und Emmentalermilchpreis zu vergrössern, werde das mittelfristig für viele Käsereien ein Problem.
Preiserhöhung: Höchstens vereinzelt
In der Ostschweiz leidet der Appenzeller unter stark gesunkenen Verkäufen in Deutschland, mit Folgen für die Produktionsfreigabe und für silofreie Milch, die in andere Kanäle geht. Der Entscheid der BO Milch für eine weitere Richtpreiserhöhung sei ein verfehltes Signal, die Preise seien international wieder am Sinken, sagte der Branchenkenner Hansruedi Aggeler gegenüber dem «Schweizer Bauer».
Ein anderer Marktexperte sagt, auch bei den freien Sorten seien Erhöhungen im Export undenkbar. Die Verkaufsrückgänge seien gross gewesen, obwohl manche die letzte Richtpreiserhöhung gar nicht umgesetzt hätten. Die Käser könnten höchstens versuchen, im Inland punktuell etwas herauszuholen, etwa bei Coop. Die Migros habe Preiserhöhungen von vornherein abgeblockt. Ob dann auch beim Milchpreis ein kleine Erhöhung möglich sei, sei Frage von Verhandlungen.
Ungünstige Spielregeln
Emmentaler-Käser Hofer sieht einen Systemfehler im Milchmarkt. «Die Spielregeln sind ungerecht und verfehlt.» Der Bund bezahle heute nach dem Giesskannen-Prinzip für jedes Kilogramm Molkereimilch fünf Rappen Zulage, früher habe er gezielt Exporte gestützt. Damit entstehe ein Ungleichgewicht gegenüber dem silofreien Käse. Seine Idee: eine Milchzulage von 3 Rappen, eine Verkäsungszulage von 12 Rappen und eine Siloverzichtszulage von 5 Rappen, «dann hätten die silofreien Käsereien wieder gleich lange Spiesse.» Er wisse, dass diese Idee keine grossen Erfolgschancen habe, sagt Hofer. «Aber wenn wir nichts machen, haben wir über kurz oder lang ausser beim Gruyère und beim Tête de Moine und einigen anderen keine silofreie Milch mehr.»
Fromarte-Präsident Aschwanden bestätigt, dass Hofers Idee nicht mehrheitsfähig sei. Man komme aber beim Emmentaler wohl nicht um eine Preiserhöhung herum, um einen weiteren Aderlass zu verhindern, sagt er. «Als Präsident von Fromarte begrüsse ich es sicher nicht, dass wir Käsereien einfach kampflos aufgeben.»

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