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Deutschland plant Werbebeschränkungen für Süsses und Salziges

In Deutschland soll sich Werbung für Lebensmittel mit hohem Zucker-, Fett- oder Salzgehalt künftig nicht mehr an Kinder richten dürfen. Das sieht ein Gesetzesentwurf des Bundesernährungsministeriums vor.

von pd/mos

Cem Özdemir will Kinder vor Werbung für ungesunde Lebensmittel schützen. (Screenshot)
Radio, Fernsehen, Presse, Internetseiten und soziale Medien wie Youtube oder TikTok: In allen «für Kinder relevanten Medien» will die deutsche Bundesregierung künftig an Kinder unter 14 Jahren gerichtete Werbung für Lebensmittel mit hohem Zucker-, Fett- oder Salzgehalt verbieten, auch Influencermarketing ist davon betroffen. Am Montag hat Bundesernährungsminister Cem Özdemir einen entsprechenden Gesetzesentwurf vorgestellt. Damit setzt Özdemir einen Auftrag aus den Koalitionsvertrag um.
Konkret sieht Özdemirs Plan weitreichende Beschränkungen vor, wie aus einer Mitteilung des Ministeriums hervorgeht. Geplant ist ein Verbot für an Kinder gerichtete Werbung zwischen 6 und 23 Uhr, wenn bei der Werbung bewusst in Kauf genommen wird, dass sie von Kindern wahrgenommen wird. Zudem soll Aussenwerbung für ungesunde Lebensmittel in einem Umkreis von 100 Metern rund um Schulen, Kitas oder Spielplätze verboten werden. Auch an Kinder gerichtetes Sponsoring für Lebensmittel mit hohem Zucker-, Fett- oder Salzgehalt soll verboten werden.
Bei der Beurteilung, ob ein Lebensmittel zu viel Zucker, Fett oder Salz enthält, will sich der Gesetzgeber an den Anforderungen des Nährwertprofilmodells der Weltgesundheitsorganisation (WHO) orientieren.
15 «ungesunde» Werbespots pro Tag
Laut Cem Özdemir ist ein Gesetz nötig, weil die bisherigen freiwilligen Selbstverpflichtungen der Branchen versagt hätten beim Ziel, Kinder effektiv vor Werbung für Lebensmittel mit hohem Zucker-, Fett- oder Salzgehalt zu schützen. Mit dem Werbeverbot sollen Kinder gesund gross werden können. «Kinder können die gesundheitlichen Folgen unausgewogener Ernährung nicht abschätzen», sagte Özdemir bei der Präsentation der Vorlage. Deshalb müssten Kinder besonders geschützt werden.
Kinder sähen im Schnitt täglich 15 Werbespots für «Zuckerbomben, für salzige und fettige Snacks», so Özdemir. Durchschnittlich 92 Prozent der Lebensmittelwerbung, die Kinder in Internet und TV wahrnehmen, sei für Produkte wie Fast Food, Snacks oder Süssigkeiten. Rund 15 Prozent der Drei- bis Siebzehnjährigen in Deutschland seien übergewichtig, darunter knapp sechs Prozent adipös, so Özdemir.
Özdemir betonte weiter, der Gesetzesentwurf sei kein allgemeines Werbeverbot. Auch verbiete man keine Lebensmittel. Chips und Schokolade dürften auch künftig produziert und beworben werden. Auch Lebensmittelwerbung für Kinder bleibe erlaubt, wenn die entsprechenden Produkte nicht zu viel Zucker, Fett oder Salz enthielten. Er setze auf die Bereitschaft der Lebensmittelwirtschaft, Rezepturen zu verbessern, so Özdemir.