Ralph Siegl ist seit Anfang 2022 Chef des Milchverarbeiters Hochdorf. (Hochdorf)
Der Milchverarbeiter Hochdorf macht zwei Drittel seines Umsatzes mit klassischem Milchpulver, das unter anderem von der Schweizer Schokoladeindustrie verwendet wird. «Und da ist unsere Marge zu viel zum Sterben, zu wenig zum Leben», sagte Hochdorf-CEO Ralph Siegl in einem Interview mit der Agrarfachzeitschrift
«die grüne».
Im Interview kritisiert Siegl die Schweizer Schokoladenindustrie. Seit 2019 bestehe - abgesehen von einer kurzen Phase 2022 - eine Deckungslücke beim Rohstoffpreisausgleich für exportiertes Milchpulver. Hochdorf habe diese Lücke in den letzten Jahren mit Millionenbeträgen quersubventioniert, so Siegl. «Dieses Geld kassiert die Schweizer Schokoladeindustrie – auf Kosten der Rentabilität beim Milchpulver, das Hochdorf für die Schweizer Milchschokolade herstellt.» Die Schokoladeindustrie sei nicht bereit, sich an der vertikalen Finanzierung angemessen zu beteiligen, so Siegl weiter.
Hochdorf stelle über die Hälfte der Kapazitäten bereit für den Schweizer Milchpulver-Bedarf für Schweizer Schokolade. «Wir haben in diesem Umfeld Pulvertrocknungs-Kapazitäten subventioniert sowohl für die Bauern als auch die Industrie. Das kann nicht so weitergehen», sagte der CEO.
Fokus auf Babynahrung - und auf Standort Sulgen
Hochdorf setzt deshalb verstärkt auf die Produktion von margenstarker Babynahrung und funktioneller Nahrung in Pulverform. «Und wir beschäftigen uns neu auch mit alternativen Proteinen, zum Beispiel aus pflanzlicher Produktion», so Siegl. Damit einher geht auch die Fokussierung auf den Standort in Sulgen TG, der platzmässig und technologisch mehr Potenzial biete, wie Siegl sagte. «In Sulgen können wir Baby Care produzieren.» Im luzernischen Hochdorf habe man nur noch zwei Walzen zur Milchpulver-Herstellung vor allem für die Schokoladeindustrie und einen Sprühbandtrockner, der schon 25 Jahre alt sei. Der Zeitpunkt der Schliessung der Produktion in Hochdorf werde derzeit überprüft.