«Die Jungen wollen nicht mehr richtig arbeiten.» «Wir mussten früher noch an die Säcke.» «Die heutige Jugend ist verweichlicht und verwöhnt.» Solche und ähnliche Aussagen habe ich in den letzten Monaten immer wieder gehört. Der Hintergrund: Der Arbeitsmarkt hat sich radikal gedreht. Arbeitgeber und HR-Verantwortliche, die bis vor Kurzem aus einer komfortablen Auswahl von Bewerberinnen und Bewerbern die besten auswählen konnten, müssen sich plötzlich überlegen, was sie den potenziellen neuen Mitarbeitenden alles bieten können, damit diese im Betrieb anfangen - und dann bleiben.
Arbeitnehmende haben heute die Wahl, und sie setzen die Prioritäten zwischen Arbeit, Familie und Freizeit häufig anders als früher. Viele möchten eine Arbeit machen, die ihnen sinnvoll erscheint und die sie motiviert.
Darüber zu jammern, hilft wenig. Die Firmen müssen sich darauf einstellen und den Mitarbeitenden den Spielraum geben, den sie brauchen. Nur so kommen Firmen angesichts der rasanten Entwicklungen bei der Digitalisierung und der Nachhaltigkeit auch gut und mit dem richtigen Personal in die Zukunft. Das bedeutet nicht, dass die Erfahrung der Älteren nicht mehr gefragt ist. Sondern, dass man den Jungen Spielraum, Vertrauen und Verantwortung geben soll. Wenn sie von etwas überzeugt sind, gehen auch sie an die Säcke.
Roland Wyss-Aerni, Chefredaktor foodaktuell