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Delivery Hero: Verlust fast halbiert

Der Essenslieferdienst Delivery Hero hat im ersten Halbjahr zwar weniger Verlust eingefahren als ein Jahr zuvor. Allerdings verfehlte das Unternehmen mit Marken wie Foodpanda und Tabalat die durchschnittlichen Erwartungen am Kapitalmarkt.

Im Handel am Mittwochvormittag rutschte die Aktie um sieben Prozent ab und lag damit am Ende des MDax . Das entspricht dem tiefsten Wert seit April. Seit dem Jahreswechsel haben die Scheine bereits rund ein Viertel ihres Wertes eingebüsst.
Wie der MDax-Konzern am Mittwoch in Berlin mitteilte, sammelte sich zwischen Januar und Ende Juni unter dem Strich ein Fehlbetrag von gut 832 Millionen Euro an - nach knapp 1,5 Milliarden Euro im Vorjahreszeitraum. Analysten hatten sich allerdings im Durchschnitt ein kleineres Minus von knapp 570 Millionen Euro erhofft.
Auch bei anderen Kennziffern tadelten die Branchenkenner. Analystin Wassachon Udomsilpa von der kanadischen Bank RBC merkte in einer ersten Reaktion an, dass die Bruttomarge gemessen am Bruttowarenwert (Gross Merchandise Value, GMV) niedriger ausgefallen sei als von ihr und ihren Kollegen vermutet. «Während die Marketing- und IT-Ausgaben über dem Konsens lagen, fielen die allgemeinen Verwaltungskosten nicht so hoch aus wie gedacht», schrieb sie. Die Höhe der Werbeausgaben gilt in der Branche als wichtiger Indikator dafür, ob Kunden auch ohne den Einsatz von Gutscheinen Lebensmittel nach Hause liefern lassen oder bei Restaurants bestellen.
Vor allem in seinem grössten Segment Asien kämpfte Delivery Hero im ersten Halbjahr damit, dass Menschen nach der Corona-Pandemie wieder auswärts essen gehen und dadurch die Summe der bestellten Waren rückläufig ist. Zudem verschärft sich der Wettbewerb in Südkorea, wo der Online-Versandhändler Coupang der Delivery-Hero-Tochter Woowa den Rang streitig machen will. Woowa betreibt in Südkorea die Essenslieferplattform Baedal Minjok.
Allerdings wirken sich neue Einnahmequellen positiv auf die Bilanz aus. Lieferkunden sehen sich mittlerweile bei Delivery Hero, aber auch seinen Konkurrenten Just Eat Takeaway , Uber Eats und der Doordash -Tochter Wolt mit zusätzlichen Gebühren konfrontiert.
Neben gestiegenen Mindestbestellwerten erheben die Dienste neuerdings «Service-Gebühren» zusätzlich zu den ohnehin meist anfallenden Lieferkosten. Vor allem Uber Eats macht mit letzterem Kasse: Wer sein Essen priorisiert geliefert haben möchte, zahlt zusätzlich zur Liefergebühr extra. Als Alternative können sich Kunden für kostenpflichtige Abonnements entscheiden, in denen etwa eine bestimmte Anzahl kostenloser Lieferungen enthalten ist.
Restaurants können sich dagegen überlegen, ob sie gegen Geld auf den Lieferplattformen und -apps als «Premiumplatzierungen» angezeigt werden wollen. Mit diesen Massnahmen will Delivery Hero zum Jahresende dann erstmals in der Firmengeschichte die operative Gewinnschwelle erreichen. Das Team um Konzernchef Niklas Östberg und Finanzchef Emmanuel Thomassin peilt eine operative Gewinnmarge (Ebitda-Marge) gemessen am Bruttowarenwert von mindestens 0,5 Prozent an. Umsatz und operatives Ergebnis (Ebitda) dürften in der zweiten Jahreshälfte deutlich anziehen.
Der sogenannte Segmenteumsatz dürfte unterdessen etwas stärker zulegen als zuvor gedacht. Damit definiert Delivery Hero seinen Erlös, der unter anderem um Marketingausgaben wie Gutscheine und Rabatte bereinigt ist. Der Bruttowarenwert (GMV) soll weiter um fünf bis sieben Prozent zulegen.
Am Profitabilitätsziel wollte Finanzchef Emmanuel Thomassin Anfang August nichts ändern. «Wir werden unseren Ausblick für das operative Ergebnis nicht erhöhen. Wir wollen uns die Möglichkeit offenhalten, zu reinvestieren», sagte er im Gespräch mit der Finanz-Nachrichtenagentur dpa-AFX. «Das, was wir als operatives Ergebnis versprochen haben, daran halten wir fest und das werden wir liefern.» Der Konzern sei «mehr als gut unterwegs». Wo genau er investieren würde, darauf wollte sich Thomassin nicht festlegen.

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