Dr. Michael Hagemann von der Universität Hohenheim mit jungen Hopfenpflanzen. (Universität Hohenheim / Astrid Untermann)
Deutschland produziert über ein Drittel der weltweiten Hopfenernte. Doch das «grüne Gold» ist bedroht: In Deutschland breitet sich nämlich das Citrus Bark Cracking Viroid (CBCVd) aus (siehe «mehr zum Thema»). CBCVd kommt in Zitrusfrüchten normalerweise symptomfrei vor oder führt bei wenigen Sorten zum Aufbrechen der Rinde, dem namengebenden bark cracking. Wenn diese Krankheitserreger in Hopfenpflanzen gelangen, sind Ertragseinbussen die Folge. Befallene Pflanzen wachsen weniger hoch, haben kleinere Dolden und weniger für das Bierbrauen wichtige Bitterstoffe, später sterben sie ab.
Vorsichtiger Umgang mit Zitrusfrüchten
Doch wie kommt das Zitrusfrüchte-Viroid in den Hopfen? Über importierte Zitrusfrüchte und infiziertes Pflanzmaterial, das hat Michael Hagemann vom Fachgebiet Produktionssysteme der Sonderkulturen von der Universität Hohenheim in Stuttgart mit seinem Team herausgefunden. Das Team untersuchte knapp 400 Zitrusfrüchteproben aus Lebensmittelgeschäften in den Hopfenanbaugebieten Deutschlands sowie 50 aus Slowenien – rund sechs Prozent davon enthielten das CBCVd, wie die Universität in einer Mitteilung schreibt.
«Eine achtlose Entsorgung von Obstresten in landwirtschaftlichen Gebieten kann die Verbreitung dieser Krankheiten fördern», so Michael Hagemann. «Daher gilt vor allem in den Hopfenanbaugebieten: Bitte keine Zitrusfrüchte oder -schalen beim Spaziergang oder bei der Feldarbeit einfach irgendwo hinwerfen.»
Die Forschenden haben ein weiteres Problem ausgemacht, das zur Ausbreitung der Viroide beiträgt. Im Zitrusanbau werden Viroide gezielt als Stauchungsmittel eingesetzt. Bäume bleiben kleiner und sind so leichter zu pflegen und zu beernten. «Angesichts der ernsten Bedrohung für die Hopfenproduktion plädieren wir dringend dafür, diese nicht mehr einzusetzen», so Hagemann.
Hohe Dunkelziffer bei der Befallsfläche
2019 wurdezum ersten Mal CBCVd im deutschen Hopfen nachgewiesen. «In Bayern sind bereits mehr als 110 Hektar Hopfenanbaufläche von CBCVd betroffen, und es dürfte eine hohe Dunkelziffer geben», sagt Michael Hagemann. In den Hopfenanbaugebieten begünstigen auch die Vermehrung durch infiziertes Pflanzmaterial sowie Schnittmassnahmen die Ausbreitung der Viroide.
«Um die Ausbreitung einzudämmen, werden bei einem Befund nicht nur die befallene Pflanze, sondern auch einige Pflanzen davor und danach entfernt», so Hagemann. «Bei einem Befall ist ausserdem eine Brache bzw. Fruchtfolge von zwei Jahren dringend angeraten.»