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Freihandels-Deal könnte Industrie Schub geben

Die Schweiz wird wohl bald ein Freihandelsabkommen (FHA) mit Indien abschliessen. Derzeit ist der Warenaustausch mit dem mittlerweile bevölkerungsreichsten Land zwar noch auf tiefem Niveau, mittel- bis längerfristig könnte sich das nach einem definitiven Abschluss aber ändern. Vor allem die hiesige Industrie dürfte profitieren.

Quelle: zVg

Bundesrat Guy Parmelin landete am Wochenende einen Überraschungs-Coup: Fast 16 Jahre nach Beginn der Verhandlungen über ein FHA zwischen Indien und den Efta-Staaten, zu denen die Schweiz gehört, sei es in den Grundzügen zu einer Einigung gekommen, liess der Wirtschaftsminister auf der Online-Plattform X verlauten.
FHA als «wichtiges Puzzleteil»
Auch wenn die Details noch nicht bekannt sind und ein Abkommen später noch ins Parlament und eventuell vor das Volk muss, überwiegen bei Ökonomen die positiven Stimmen. «Grundsätzlich sind Freihandelsabkommen für eine kleine offene Volkswirtschaft wie die Schweiz sehr wichtig», sagt etwa Michael Grass vom Forschungsinstitut BAK Economics. Vor allem für die Industrie seien sie ein «wichtiges Puzzleteil» im internationalen Wettbewerb.
Studien hätten gezeigt, dass etwa das 2014 in Kraft getretene FHA der Schweiz mit China den Handel zwischen den beiden Ländern stark positiv beeinflusst habe, ergänzt Tim Reinicke von der Konjunkturforschungsstelle KOF der ETH Zürich. Insbesondere Branchen wie die Uhren-, Maschinen-, Elektronik- und Metallindustrie sowie der Lebensmittelsektor hätten davon profitiert.
Im Vergleich zu China ist der Aussenhandel mit Indien allerdings derzeit noch auf sehr bescheidenem Niveau: Die Exporte machen weniger als ein Prozent der gesamten Schweizer Ausfuhren aus, bei den Importen liegt der Anteil leicht über einem Prozent. Laut BAK-Ökonom Grass ist China als Absatzmarkt momentan noch ca. acht Mal so gross wie Indien, die EU ca. 75 Mal und die USA rund 27 Mal. Allein der Export nach Deutschland sei noch 23 Mal so hoch wie der nach Indien.
In der Schweizer Aussenhandelsstatistik 2022 – die Gesamtjahreszahlen für 2023 sind noch nicht bekannt – taucht Indien jedenfalls nicht unter den 15 wichtigsten Exportnationen auf. Einzig in der Maschinen- und Elektronikindustrie schaffte es das Land knapp in die Top 10 und verzeichnete dort laut den Zahlen des Bundesamtes für Zoll und Grenzsicherheit BAZG mit 18 Prozent den höchsten Zuwachs.
Viel Potential im Aussenhandel
Das Potential für den Ausbau des Aussenhandels mit Indien wird denn auch als sehr hoch eingeschätzt. So rechnet etwa BAK Economics für die kommenden Dekaden mit einem «deutlich überdurchschnittlichen» Wirtschaftswachstum. Selbst gegenüber China dürfte das BIP-Wachstum in Indien in den kommenden 20 Jahren um rund 2 Prozentpunkte pro Jahr höher liegen, schätzt Grass.
Und dieses Wachstum bringe auch Wohlstand, begleitet von einer steigenden Kaufkraft. Entsprechend sei zu erwarten, dass die Bedeutung Indiens als Absatzmarkt deutlich an Bedeutung gewinnen werde.
Für KOF-Ökonom Reinicke kommt ein FHA mit Indien «gerade zur rechten Zeit», denn das Land entwickle sich zu einem weltweit wichtigen Land in der Pharmaproduktion und verfüge über eine schnell wachsende Bevölkerung, wovon der wohlhabende Teil die Nachfrage nach Schweizer Konsumgütern wie Luxusuhren steigern könnte.
In Bezug auf die hiesigen Branchen, die voraussichtlich profitieren dürften, nennt er etwa Pharmazeutika, Maschinen und Präzisionsinstrumente, die bereits hohe Exportzahlen nach Indien aufwiesen. Vor allem die Metallindustrie zeige eine besondere Abhängigkeit von Indien für Produkte wie Eisen, Stahl, Aluminium und sogar Nägel.
Auf das Land entfalle jedenfalls fast ein Fünftel der Gesamtabnahme dieser Produkte. Darüber hinaus sei Indien ein wichtiger Markt für fertige Maschinen, die etwa 4 Prozent der Gesamtnachfrage ausmachten.
Positiv auch für Beschaffungsmärkte
Swissmem, der Branchenverband der Tech-Industrie, begrüsst denn auch ein FHA mit Indien sehr und hat entsprechend hohe Erwartungen. «Ein Freihandelsabkommen ist vor allem auch ein Zollsenkungs-Abkommen und soll den Marktzugang erleichtern», meint Jean-Philipp Kohl, Leiter Wirtschaftspolitik beim Verband.
Gemäss seinen Angaben liegen die indischen Einfuhrzölle für Schweizer Unternehmen aus der Branche je nach Produktgruppe bei 8 bis 22 Prozent. Ein FHA wäre zudem für alle Unternehmen der Branche sehr wichtig: sowohl für die aus der Schweiz heraus exportierenden KMUs als auch für grössere Firmen, die schon vor Ort produzierten, aber Komponenten aus der Schweiz bräuchten.
Auch auf der Importseite könnte ein FHA mit Indien laut den Ökonomen positive Effekte haben, indem auch Einfuhren dank wegfallender Zölle tendenziell billiger würden. «Nicht nur als Absatz-, sondern auch als Beschaffungsmarkt wird das Land an Bedeutung gewinnen», gibt sich BAK-Ökonom Grass denn auch überzeugt.
Stand heute importiere die Schweiz nämlich mehr aus Indien als sie dorthin exportiere – darunter vor allem chemisch-pharmazeutische Produkte, Metalle, Maschinen, Textil- und Bekleidungsprodukte. Aus Sicht von Indien könnten vor allem Sektoren wie IT-Dienstleistungen und Textilien einen erweiterten Zugang zum Schweizer Markt erhalten, ergänzt Reinicke von der KOF.

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