Oriane kümmert sich neben der Herstellung auch um die Pflege der Käse.
Quelle: Françoyse Krier
Die Arbeit in der Käserei ist sehr vielseitig.
Quelle: Françoyse Krier
Bei den Regioskills bewies Oriane, dass sie es auch praktisch drauf hat.
Quelle: Grangeneuve
«Es gibt nichts Schöneres, als einen Rohstoff in etwas Nützliches und Gutes zu verwandeln, das man essen kann und das die Menschen glücklich macht.» Oriane Novello ist Milchtechnologin aus Leidenschaft. Zum Beruf gefunden hat sie aber erst über Umwege. Sie begann ein Studium an der Universität Lausanne - Französisch, Film und Psychologie. Nach anderthalb Monaten brach sie ab. Sie wollte etwas Handfesteres machen. Nach einem mehrmonatigen Praktikum in der Käserei Sapalet in Rossinière am Rande des Pays-d'Enhaut im Waadtland begann sie 2020 im gleichen Betrieb die Lehre als Milchtechnologin. Ihre Ausbildung schloss sie 2023 mit einer Abschlussnote von 5,9 ab. «Das Gymnasium hat mir gezeigt, dass Lernen von entscheidender Bedeutung ist», erklärt Oriane Novello. Dass die junge Berufsfrau es auch praktisch drauf hat, bewies sie an der regionalen Meisterschaft der Milchtechnologen, den RegioSkills, die im Oktober im freiburgischen Grangeneuve stattfanden. Oriane holte sich den Sieg und qualifizierte sich damit für die nationalen Berufsmeisterschaften SwissSkills, die 2025 in Bern stattfinden.
Eine vielseitige Allrounderin
Priorität hat für die junge Milchtechnologin aber derzeit ihre Weiterbildung. Sie will den eidgenössischen Fachausweis machen. Zwei Jahre lang besucht sie dafür zwei Tage pro Woche Unterricht in Grangeneuve. Auch die Arbeit in der Käserei Sapelet hält sie auf Trab. Der Betrieb verarbeitet in erster Linie Schafmilch vom eigenen Hof, aber auch Kuh- und Ziegenmilch von Biobauern aus der Region. Daraus werden Weich-, Halbhart- und Hartkäse produziert, ausserdem Frischkäse, Joghurt, Butter und Fondues. Diese Vielseitigkeit habe ihr auch bei den RegioSkills geholfen, sagt Oriane Novello. In der Käserei übernimmt sie alle anfallenden Aufgaben. Dabei gleicht kein Tag dem andern. «Wir stellen jeden Tag andere Produkte her, und das Woche für Woche.» Anders als etwa in einer Gruyère-Käserei beginnt der Arbeitstag bei Sapelet nicht schon um drei oder vier Uhr morgens, sondern gegen sechs Uhr und endet um 14 Uhr, mit einer Mittagspause von anderthalb Stunden.
Käsen war früher Frauensache
Neugierig, motiviert, dynamisch, logisch denkend und technisch orientiert - diese Eigenschaften müsse eine gute Milchtechnologin oder ein guter Milchtechnologe mitbringen, sagt Roland Tanner, Kommunikationsverantwortlicher beim Schweizerischen Milchwirtschaftlichen Verein (SMV), der Organisation der Arbeitswelt (OdA) der Schweizerischen Milchwirtschaft. Milchtechnologe sei kein Männerberuf, betont Tanner zudem. Ursprünglich sei Milchverarbeitung eigentlich Frauensache gewesen. «Bis etwa 1850 wurde die Milch ausschließlich auf dem Bauernhof zu Käse und anderen Milchprodukten verarbeitet, dafür waren die Frauen zuständig», sagt Roland Tanner.