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Hehre Ziele beim Mühlenbauer

Die künftige Ernährung der Weltbevölkerung kennt viele Heraus­forderungen. Der Technologiekonzern Bühler will diese angehen und startet eine Innovationsoffensive.

«Die Welt retten.» Diesen Vorsatz hat sich der Technologiekonzern Bühler in Uzwil in die Agenda geschrieben. Die Herausforderungen, die er dabei zu bewältigen hat, sprich, welche die Weltgemeinschaft zu stemmen hat, wiegen jedoch schwer. Einerseits steht da die wachsende Weltbevölkerung, die bis im Jahr 2050 auf 9 Milliarden Menschen anwachsen wird und andererseits häufen sich unter dem Einfluss der stetig fortschreitenden Klimaveränderung Wetterkapriolen und Katastrophen mit Unwettern und Dürre. Nichtsdestotrotz will Bühler diese Herausforderungen angehen und als Spezialist in der Verarbeitung von landwirtschaftlichen Rohstoffen zu Lebensmitteln mithelfen, die künftig neun Milliarden Leute zu ernähren. Diese Verpflichtung bekräftigte Bühler-CEO Stefan Scheiber an den Bühler Networking Days in Uzwil. An diesem Anlass erörtern rund 750 führende Vertreter aus Industrie und Wissenschaft die Megatrends, welche die getreideverarbeitende Industrie verändern werden: Ernährung, Nachhaltigkeit, Lebensmittelsicherheit und das Internet der Dinge.

«Planthopper» und andere Schädlinge
Was die Klimaveränderung für die Agrarproduktion bedeutet, erklärte Professor Chris Elliott von der Queen›s University Belfast in seinem Referat. Elliott zählte einige neue Faktoren auf, welche in jüngster Zeit der Agrarproduktion zusetzen würden und so die weltweite Foodproduktion senken würden. So zum Beispiel ein Pilz, der in Tansania schon alle Plantagen befallen hat oder der «Planthopper», der Käfer, welcher in Thailand die Reisernte zerstört. Die schwerwiegendsten Probleme sind für Elliott die neuen Krankheiten für bestehende Feldfrüchte, welche wegen der Erwärmung auch dort auftreten, wo diese Probleme bisher noch nicht bestanden. «Jeden Tag entdecken wir weltweit neue Probleme», so Elliott. Dies verlange immer höhere Investitionen in die Kontrolle und der Behandlung der auftretenden Schäden. Eine der Lösungen sieht Elliott in der Biotechnologie. So habe Grossbritannien 100 Millionen Pfund in die Entwicklung von Biotechnologiezentren und die Bioinformatik gesteckt. Leider habe die wissenschaftliche Gemeinschaft die Konsumenten immer noch nicht davon überzeugen können, dass die Biotechnologie Lösungen bieten würde, wenn positive Eigenschaften von lebenden Organismen isoliert und in andere Organismen eingefügt werden könnten, sagte Elliott. In der Agroindustrie sei es selbstverständlich, dass Düngemittel und Pestizide eingesetzt würden. Viel logischer wäre es, wenn sogenannte «grüne Pestizide», also Wirkstoffe, welche die Natur selber erfunden hat, eingesetzt werden könnten. Auch Scheiber sagte, dass er an Biotechnologie glaube, aber in einer sehr verantwortungsvollen Art und Weise.
Ein Drittel ist Abfall
Doch vorerst setzt Bühler dort an, wo die Kompetenzen des Technologieunternehmens liegen, nämlich in der Herstellung effizienter Maschinen zur Weiterververarbeitung von Agrarrohstoffen zu Lebensmitteln. Denn auch dort sind die Herausforderungen immens. So gehen auf dem Weg vom Feld bis auf den Teller heute immer noch viele Nahrungsmittel, Ressourcen und Energie verloren. «30 bis 40 Prozent von dem, was wir produzieren, ist Abfall», sagte Elliott. So erreiche nur gerade ein Drittel der
Getreideernte auch die Teller.
So entwickelt Bühler Prozesse, welche nach Industrie 4.0-Grundsätzen funktionieren. Jeder Prozess, jede Passage des Lebensmittels wird durch einen Sensor überwacht, welcher die Partikelgrösse ständig misst und die Parameter weiter meldet. Weicht zum Beispiel ein Korn während des Mahlens vom Sollwert ab, wird der Prozess angepasst. So kann stetig im optimalen Bereich gemahlen, geröstet oder gefördert werden. Wie zum Beispiel beim Walzenstuhl Antares, wo der Vermahlungsprozess stets im optimalen Bereich gefahren werden kann und so weniger Energie verbraucht und gleichzeitig eine höhere Ausbeute ermöglicht. Viel weniger Energie müsse auch bei den Industrieprozessen eingebracht werden, sagte Ian Roberts, der Chefentwickler von Bühler. So wolle das Unternehmen den Energiebedarf in allen Kernprozessen bis 2020 um mindestens 20 Prozent reduzieren. «Das beginnt schon bei der Entwicklung, wo jeder Prozess und jedes Produkt unter diesen Gesichtspunkten angegangen wird», sagte Roberts. Zudem müssten die Prozesse weg von der «thermalen Technologie», hin zu weniger energieintensiven Verfahren, wie zum Beispiel zur Kaltplasmatechnologie.
Schonendere Hülsenfruchtverarbeitung
Auch Protein wird knapp. Zu einer ausgewogenen Proteinversorgung gehören Leguminosen, also Bohnen oder Erbsen, aber auch Linsen. Die UNO erklärte 2016 zum Jahr der Hülsenfrüchte. Bühler bietet auch hier Lösungen an, welche die herkömmlichen Verarbeitungsmethoden der Hülsenfrüchte schonender, hygienischer und effizienter machen sollen. Viel Protein beinhalten auch Insekten. Diese sollten gemäss Andreas Baumann, Proteinexperte bei Bühler, als Futter für Fische oder andere Nutztiere genutzt werden, sollten aber auch direkt für die menschliche Ernährung verwendet werden. Auch mit Algen lässt sich auf kleiner Fläche effizient Protein gewinnen. Für ein Kilo Algenprotein braucht es gemäss Baumann eine Fläche von gerade mal 1,6 Quadratmeter. Ein Kilo Protein aus Schweinefleisch braucht demgegenüber 50  Quadratmeter Platz. Doch um an das Algenprotein zu kommen, müssen zuerst die robusten Zellwände aufgebrochen werden. Dafür hat Bühler eine Rührwerkskugelmühle entwickelt. Mit dieser Nassmahltechnik werden unzählige kleine Mahlkörper in eine vermahlungsintensive Relativbewegung zueinander versetzt, wobei das Mahlgut fein dispergiert wird. Dies erlaube ein schonendes Öffnen der Algenzellen. Bühler entwickle weitere Verarbeitungslösungen zusammen mit Partnern, erklärte Johannes Wick, CEO Grains & Food, an der Tagung¨.
Energie sparen
An der Innovationsoffensive an den Networking Days präsentierte das Unternehmen 30 Lösungen, welche durch besondere Leistungen aufwarten. Diese wurden an einer Ausstellung gezeigt, so beim «Spaghetti trocknen» mit der neuen Teigwarentrocknungsanlage «Ecothermatic», mit welcher 40 Prozent Energie eingespart werden. Mit der Hochpräzisionswaage Tubex sollen sogar 90 Prozent eingespart werden können und zusätzlich soll die Lebensmittelsicherheit höher sein. Diese ist auch beim neuen Siebreiniger «Novablue» besser. Er erkennt Verunreinigungen sowohl optisch wie auch mittels Metalldetektoren.
Indische Geschmacksvorstellungen ausgestrickst
Auch ausgestellt wurde eine neue Kombimühle, «Pesa» genannt, die für die Inder das Mehl mahlen soll (Film auf www.foodaktuell.ch). Bisher wurde das Mehl für das traditionelle «Atta-Fladenbrot» auf Steinmühlen gemahlen. Diese benötigen viel Energie und einen hohen Aufwand bei der Wartung, zudem werden die Steine abgerieben. Der Steingeschmack des Fladenbrotes  sei aber genau das, was der Inder schätze, erklärte Bühler-Manager Peter Böhni beim Rundgang. So sei es schwierig, dass die Inder auf ihr traditionelles Brot verzichten würden. Doch Bühler hat mit neuer Technik den indischen Geschmacksvorlieben ein Schnippchen geschlagen. Mit der neuen Kombimühle, die Vollkornweizenmehle, dunkle Mehle und Standardmehle auf einem einzigen System mahlt, entsteht eine höhere Vermahlungstemperatur, dadurch erhalten die Fladenbrote den typischen Geschmack, den die Inder lieben. Und selbstverständlich wäre es nicht eine Bühler-Maschine, wenn diese nicht auch weniger Energie verbrauchen würde. hanspeter.schneider@rubmedia.ch

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