25.03.2024
«Man muss den Blick nach vorne richten»
Das Swiss Agro Forum vom 8. September 2017 befasst sich mit dem Thema «Projektmanagement». Franz Häfliger, Mitgründer der Käsereigenossenschaft Rottal, über erfolgreiches Projektmanagement.
alimenta: Herr Häfliger, am 8. September 2017 findet in Bern das Swiss Agro Forum (SAF) zum Thema «Projektmanagement» statt. Sie befinden sich ebenfalls auf der Teilnehmerliste dieser Veranstaltung. Mit welchen Erwartungen nehmen Sie am SAF teil? Franz Häfliger: Ich freue mich sehr auf die hochkarätigen Referenten. Wie jedes Jahr beim SAF sind bereits deren Namen ein grosses Versprechen. Ich bin gespannt, welche Probleme und Sorgen der CEO der Alptransit Gotthard AG beim Grossprojekt Gotthard-Basistunnel hatte. Sind es die gleichen, die wir bei Kleinprojekten auch immer wieder erleben? Und woher holt Werner Kieser die Motivation und den Durchhaltewillen, um während 50 Jahren an seinem Projekt festzuhalten? Besonders neugierig bin ich auch auf Hansi Voigt und seine Beweggründe, in einer überfluteten digitalen Welt ein neues Portal wie watson zu lancieren. Das braucht meines Erachtens eine grosse Portion Mut. Das SAF bietet neben den guten Inputs aus den Referaten auch immer eine ideale Gelegenheit, um mein Netzwerk zu pflegen. Die Teilnehmenden kommen aus den verschiedensten Unternehmungen, Organisationen und Branchen. Da ergeben sich jeweils spannende Gespräche und gute, neue Kontakte. Welches war das erfolgreichste Projekt, an dem Sie mitgewirkt haben? Das ist die Käsereigenossenschaft Rottal. Vor zwölf Jahren haben wir dieses Projekt gestartet und aus vier Genossenschaften eine einzige gemacht. Wir haben eine Käserei ausgebaut und modernisiert. Die anderen Käsereien wurden geschlossen. Nun produziert die Käsereigenossenschaft Rottal seit genau zehn Jahren erfolgreich. In der Zwischenzeit haben wir auch zwei weitere Genossenschaften aufgenommen. Wie erklären Sie sich den Erfolg dieses Projektes? Uns ist es gelungen, unter den Milchproduzenten und dem Käser-Team ein «Wir-Gefühl» zu entwickeln. Das hat sich langfristig und nachhaltig auf den Erfolg des Projektes ausgewirkt. Welche Erfolgsfaktoren tragen zum erfolgreichen Gelingen eines Projektes bei? Es ist sehr wichtig, die gesteckten und kommunizierten Ziele konsequent zu verfolgen. Im Fall der Käsereigenossenschaft Rottal ging es darum, die hohe Qualität auf allen Stufen zu gewährleisten, das gegenseitige Vertrauen zu fördern und die relevanten Prozesse stetig zu verbessern. Projekte laufen selten reibungslos. Wo sehen Sie das grösste Konfliktpotenzial innerhalb eines Projektes? Die grössten Konflikte betreffen meistens zwischenmenschliche Angelegenheiten. Wenn die Köpfe nicht zusammenpassen und die Chemie nicht stimmt, wird es schwierig. Auch die «Rückspiegel-Mentalität» kann Probleme schaffen. Damit meine ich, dass es nichts bringt, zu schauen, wer in der Vergangenheit was gemacht hat und dass das damals gut war. Wenn eine Krise da ist, muss man sich der Situation stellen. Besser ist es deshalb, den Blick nach vorne zu richten und gemeinsam die Zukunft zu gestalten. Wie kann man solche Probleme vermeiden? Indem man diese möglichst früh erkennt und rasch handelt. Es braucht viele Gespräche, viel Geduld und manchmal auch eine «Zusatzschlaufe», um alle wieder auf den gleichen Fokus zu lenken. Wichtig ist, dass alle Fakten möglichst genau erarbeitet und aufgezeigt werden. Es dürfen keine Geheimnisse entstehen oder Gerüchte geschürt werden. Offene und ehrliche Kommunikation ist unabdingbar. Haben Sie selber Projekte erlebt, die nicht erfolgreich waren? Ja sicher. Beispielsweise wollten wir vor zirka 15 Jahren bei der ersten Emmentaler-Krise die übrige, silofreie Milch unter dem Namen «Wiesenmilch» vermarkten. Das hat viel Geld gekostet und war ein totaler Reinfall. Mit der heutigen Erfahrung, was würden Sie dabei anders machen? Silofreie Milch ist ein zu technischer Begriff. Darunter kann sich der Konsument nichts vorstellen. Der Name Wiesenmilch war ebenfalls ungünstig, weil er nur schwer erklärbar ist und sich nicht von der übrigen Milch abhebt. Neu wird das gleiche Projekt unter dem Namen Heumilch und Heumilchprodukte lanciert. Diese Milch muss noch zusätzliche Kriterien erfüllen, hebt sich damit besser ab und der Mehrwert ist dem Konsumenten einfacher erklärbar.
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