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«Wir wollen innovativer und attraktiver werden»

Cremo will mit Lattesso und anderen Produkten noch näher an die Kunden. Die Marke Cremo soll bekannter werden und ein frisches Image erhalten. CEO Frédéric Métrailler über das vergangene Jahr und die künftigen Pläne.

«Wir wollen innovativer und attraktiver werden, Lattesso kann uns dabei helfen.» Cremo-CEO Frédéric Métrailler. (mos)

foodaktuell: Cremo hat kürzlich die Geschäftszahlen 2021 bekannt gegeben. Wie zufrieden sind Sie?
Frédéric Métrailler: Wir sind nicht zufrieden, es ist ein Verlust. Aber es lief besser als geplant. Wir hatten minus 6 Millionen Franken budgetiert, am Schluss waren es minus 3 Millionen.
Wir haben hart gearbeitet, um mehr Milch zu bekommen und wir haben den Milchpreis erhöht sowie den Standort Steffisburg statt Ende Jahr schon Ende August geschlossen.
Trotz einer Milchpreiserhöhung um 7,25 Rappen pro Kilogramm haben Sie 14 Prozent der Milchmenge verloren. Können Sie diese Menge im laufenden Jahr zurückholen?
Wir haben einen kleineren Teil davon zurückholen können, einerseits durch wieder höhere Milchlieferungen von Mooh, andererseits durch den Wechsel von ehemaligen Aaremilch-Lieferanten zu Cremo.
2021 haben Sie viel Milch von Mooh verloren, weshalb?
Mooh fand die Strategie von Cremo nicht «sexy» genug, aber letztlich ging es um den Milchpreis. Wenn das Milchangebot zu gross ist, sind alle dankbar, dass Cremo Regulierung für den ganzen Milchmarkt macht. Wenn die Milch etwas knapper ist, haben wir das Nachsehen, wenn andere Milchkäufer etwas besser bezahlen.
Die Regulierung ist die Geschichte von Cremo – deshalb haben wir grosse Sprühtürme. Wir müssen uns darauf einrichten, dass wir auch mit weniger Milch gut wirtschaften können. Und wir wollen das Image korrigieren, dass Cremo nur ein Regulierungsbetrieb ist.
Laut Geschäftsbericht hat Cremo ihre Strategie angepasst und geschärft. Zum Beispiel wolle man eine «Stärkung der Kompetenzen in strategischen Unternehmensbereichen». Was heisst das konkret?
Wir haben eine neue Geschäftsleitung und haben im letzten Jahr viel strategische Arbeit geleistet. Wir wissen, wo wir Geld verdienen, wo wir Geld verlieren und passen die Strategie entsprechend an. Wir sind stark im Butter- und Milchpulverbereich, wir sind stark bei Frischprodukten wie Lattesso. Und wir sind stark beim Käse, in der Raclette-Produktion und in der Affinage von AOP-Käsen: Gruyère, Emmentaler und Vacherin fribourgeois und Raclette du Valais.
Es geht auch um die Verbesserung der operativen Exzellenz. Wir müssen in die Automatisierung und Digitalisierung der Anlagen und Prozesse investieren. Ferner gilt es, gezielte personelle Verstärkungen vorzunehmen.
Cremo hat Anfang Jahr Lattesso übernommen. Welchen Stellenwert hat Lattesso für die neue Strategie?
Lattesso ist ein wichtiges Produkt, mit dem Cremo auch bei den Konsumenten bekannter werden kann – wir können saisonale Produkte entwickeln, das Sortiment erweitern. Lattesso ist in der Covid-Zeit mit über 5 Prozent pro Jahr gewachsen, davor mit 12 bis 18 Prozent. Cremo hat bisher das Image, nicht sehr innovativ zu sein. Wir wollen innovativer und attraktiver werden, Lattesso kann uns dabei helfen.
Wie kann sich Lattesso vom Leaderprodukt des grossen Konkurrenten Emmi abheben?
Wir haben immerhin einen Marktanteil von über zehn Prozent und haben 2013 bei null begonnen. Das Produkt wird schweizweit verkauft und gewinnt an Bekanntheit. Aber man muss auch Geduld und einen langen Atem haben. Dafür braucht es auch Marketing, und da müssen wir mit den Mitteln auskommen, die wir haben. Wir haben Lattesso Salted Caramel als neuen Geschmack lanciert und Espresso Macchiato, als Weck-Booster am Morgen.
Gemäss Geschäftsbericht wollen Sie weitere neue Produkte mit hoher Wertschöpfung entwickeln. Welche?
Wir werden im Butterbereich versuchen, neue Produkte zu entwickeln. Verglichen mit dem französischen oder deutschen Markt gibt es da noch Potenzial für Produkte mit differenzierten Rezepturen und Verpackungen.
Wir wollen auch Milchproteine noch besser trennen und so die Wertschöpfung verbessern. Seit einem halben Jahr produzieren wir Lactoferrin für Baby- und Sportlernahrung. Da sind wir ein starker Player, und wir werden mit dieser Technologie künftig auch andere Spezialproteine produzieren können. Ferner sind wir daran, im Bereich Milchalternativen etwas zu entwickeln. Das ist ein interessanter wachsender Markt mit hoher Wertschöpfung.
Cremo hat Steffisburg geschlossen. Wie hoch sind die Einsparungen pro Jahr?
Ein paar Millionen Franken.
Gibt es weitere Überkapazitäten?
Wir nehmen alle unsere Standorte unter die Lupe. Es ist klar, dass es schweizweit eine Überkapazität in der Käseproduktion gibt. Wir haben drei Käsereien für Raclette und Halbhartkäse. Die heutige Menge könnten wir aber auch an zwei Standorten produzieren.
Cremo hat 2017 in Lyss eine Biomolkerei eröffnet und die Marke «Jardin du Seeland» lanciert. Dort läuft es offenbar nicht gut.
Wir hatten grosse Erwartungen in diese regionale Biomolkerei gesetzt, welche sich bis dato nicht erfüllt haben. Der Markt ist aber schon gut besetzt. Auch der Name «Jardin du Seeland» ist nicht optimal, er klingt nicht nach Milchprodukten. Wir haben versucht, neue Produktelinien zu lancieren, beispielsweise mit Früchten und Gemüsen, bisher leider ohne Erfolg.
Was ist der Plan?
Wir haben ein paar Projekte am Laufen – Entweder gelingt es uns in naher Zukunft, grössere Mengen zu verarbeiten und damit eine zufriedenstellende Auslastung zu erreichen, oder wir müssen den Standort umnutzen oder verkaufen.
Elsa steigt bei der Aaremilch ein. Was bedeutet das für Cremo?
Cremo ist heute ein grosser Raclette-Lieferant für Mifroma. Sollte die Migros ab dem nächsten Jahr im Diemtigtal mit der Herstellung von Raclette beginnen, fragt es sich, was mit uns und den anderen Lieferanten passiert.
Der Schweizer Käse wird teurer. Was bedeutet das für die Käseexporte bei Cremo?
Es wird schwierig werden, die Mengen zu halten, vor allem beim Emmentaler. Wir hatten schon bei der letzten Preiserhöhung Mühe, diese am Markt umzusetzen, denn die Konkurrenz ist gross.
Beim Gruyère sind die Lager bei allen Akteuren voll, nachdem sie vor einem Jahr noch leer waren. Wir hoffen, dass der Export gut bleibt, bei Cremo ist der Gruyère-Exportanteil nicht so hoch.
Die Preiserhöhung kommt in einem Moment, in dem in den Exportmärkten die Kaufkraft sinkt. Wenn weniger Käse produziert und exportiert wird, könnte wieder mehr Milch in die weisse Linie fliessen. Das ist mit Blick auf die Wertschöpfung in jedem Fall besser, als wenn diese Milch in die Produktion von Billigkäse fliesst, was dann im Export zu noch mehr Preisdruck führt. Es geht hier auch darum, die Glaubwürdigkeit der Verkäsungszulage sicherzustellen.
Cremo hat die Geschäftsleitung neu aufgestellt, mit den zwei Alphatieren Erich Kienle und Thomas Bargetzi. Wie funktioniert die neue Geschäftsleitung?
Mit Blick auf die Vergangenheit war es wichtig, die Geschäftsleitung breiter aufzustellen und die strategischen Bereiche Verkauf mit Thomas Bargetzi, Marketing mit Erich Kienle und Rohstoffbeschaffung mit Andreas Wegmüller einzubinden. Vorher bestand die Geschäftsleitung nur aus CEO, CFO und Generalsekretär. Die Geschäftsleitung ist jetzt nicht nur breiter aufgestellt, sondern auch kompetenter und agiler.
Interessiert sich Erich Kienle auch für den Hartkäse oder nur für Lattesso?
Er interessiert sich selbstverständlich für alle unsere Produkte! Erich Kienle hat praktisch sein ganzes Team mit dem dazugehörigen Know-how mitgebracht – Das wichtigste Ziel ist es, die Marke Cremo zu verjüngen, bekannter zu machen. und mit neuen Produkten zu stärken.
Haben Sie den Anspruch, auch mal eine Frau in der Geschäftsleitung zu haben?
Ja, das ist ein Ziel. Allerdings ist es in unserer Branche nicht so einfach, Frauen für Kaderpositionen zu motivieren. Immerhin ist der Anteil der Frauen beim mittleren und höheren Kader im Steigen begriffen. Irgendwann werden wir automatisch eine Frau in der Geschäftsleitung haben.
Cremo war im russischen Markt mit Käse tätig und wollte auch mit Milchpulver einsteigen. Wie sehen Sie da die Zukunft?
Wir waren daran, in Russland Marktaufbau zu betreiben, vorab mit dem Export von Käse. Zudem gab es das eine oder andere Projekt über den Käse hinaus. Mit dem Ukrainekrieg sind dieser Aufbau und die Exporttätigkeit gestoppt worden. Wir haben beim Käse ein paar 100000 Franken Umsatz verloren, also nicht viel.
Falls sich irgendwann eine einigermassen normale Situation einstellt, werden wir prüfen, ob wir wieder anknüpfen können. Das Marktpotenzial bleibt interessant. Die Zertifizierung, um nach Russland exportieren zu können, erhalten wir aufrecht.
Viele Inputkosten steigen, neben Milch auch Transport, Verpackung oder Energie. Wo ist das grösste Problem?
Der Hauptpunkt ist Energie, Cremo ist wie andere Lebensmittelhersteller auch stark abhängig vom Gas. Es geht nicht nur um den Preis, sondern auch um die Verfügbarkeit. Es ist noch unklar, ob die Lebensmittelindustrie im Härtefall als systemrelevant eingestuft würde. Aber auch beim Strom sind Preis und Verfügbarkeit ein Thema. Dazu kommen Lieferschwierigkeiten. So warten wir schon seit Monaten auf bestimmte Maschinen, die wir bestellt haben.
Welche Ziele hat die Cremo beim Thema CO2-Ausstoss?
Cremo hat seit 2008 mit dem Instrument der Zielvereinbarung ihren CO2-Ausstoss bereits erheblich reduziert. Darüber hinaus sind wir daran, unsere Nachhaltigkeitsstrategie zu schärfen. Wir werden uns dabei vorab an den Zielen orientieren, die der Bund und unsere Kunden vorgeben. Das Thema Nachhaltigkeit gehört auch zu den strategischen Kompetenzen, die wir stärken wollen.

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