Die Migros-Spitze hat letzte Woche das neue Organigramm im Supermarkt-Geschäft vorgestellt. Die Präsentation vor den Medien vom 30. Juni war geprägt von einer neuen Ehrlichkeit. «Wir haben spürbar Marktanteile verloren, wir haben in den Wertschöpfungsketten an Effektivität eingebüsst, da dürfen wir uns nichts vormachen», sagte der neue Migros-CEO Mario Irminger. Und Ursula Nold, die Präsidentin des Migros-Genossenschafts-Bundes (MGB), gab zu: «Es ist ein offenes Geheimnis, dass wir produktiver werden müssen.»

In der neu gebildeten Migros-Supermarkt AG (MSM) wird ab Anfang 2024 nicht nur über Sortimente und Preise in den Migros-Filialen und auf Migros Online entschieden werden, auch Logistik, IT, Finanzen und Marketing sollen zusammengefasst werden.

Klar ist: Das neue Machtzentrum MSM wird den Sitz zwar beim MGB in Zürich haben, ist aber geprägt von den starken Regionalgenossenschaften. Denn Peter Diethelm, bisheriger Leiter der Genossenschaft St.Gallen, wird bei der MSM Geschäftsführer und damit der neue mächtige Mann, Guido Rast, bisheriger Leiter der Genossenschaft Luzern, wird VR-Präsident. CEO Irminger nimmt mit dem Vizepräsidium vorlieb, und vom MGB wird ferner der bisherige Leiter des Marketing-Departements Matthias Wunderlin die Reorganisation als Chief Transformation Officer begleiten. Im Verwaltungsrat der MSM kurioserweise gar nicht vertreten, dafür in der Verwaltung des MGB, ist die umsatzstärkste Migros Zürich.

Was wird sich für die Konsumentinnen und Konsumenten durch die Reorganisation ändern? Die Antwort von Peter Diethelm war nicht so klar. Es scheint darum zu gehen, dass diese vor allem nicht mitbekommen sollen, welche drastischen Änderungen im Hintergrund passieren.

Offen ist auch, was das Ganze für die nationalen Lieferanten der Migros bedeuten wird. Zu erwarten ist, dass die Zahl der Schnittstellen reduziert wird. Darauf zu hoffen, dass die Migros selber so effizient wird, dass der Preis- und Konditionendruck auf die Lieferanten nachlässt, wäre wohl ein frommer Wunsch.