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Nachhaltigkeit ist Pflicht

Wo steht die Schweizer Nahrungsmittelindustrie punkto Kreislaufwirtschaft? Und sind die Konsumenten schuld, dass es nicht vorwärts geht? Darüber wurde am Tag der Nahrungsmittelindustrie der Fial diskutiert.

Petra Gössi, Präsidentin der Fial. (Fial)

Bauernverbandspräsident Markus Ritter fliegt nicht und verbraucht als Selbstversorger «nur» 1,5 Erden (im Schweizer Schnitt sind es 2,8). Die Familie von Matthias Wunderlin, Leiter des Marketingdepartements beim Migros-Genossenschafts-Bund, versucht den Fleischkonsum zu reduzieren – «nicht ganz einfach bei drei Jungs in der Pubertät». Christoph Züger, CEO der Züger Frischkäse AG, tankt seinen Tesla mit Sonnenstrom vom eigenen Hausdach. Und Nestlé-Schweiz-Chef Eugenio Simioni wirft nach dem Motto «oft länger gut» ein Joghurt nicht gleich in den Müll, wenn es das Mindesthaltbarkeitsdatum überschritten hat. Das erfuhr das rund 80-köpfige Publikum an der Podiumsdiskussion am Tag der Nahrungsmittelindustrie, den der Dachverband der Schweizer Nahrungsmittelindustrien (Fial) am 30. August im Berner Bellevue organisiert hatte.
«Ohne Konsumenten geht es nicht»
Ist die Schweizer Nahrungsmittelindustrie in Sachen Kreislaufwirtschaft ein First Mover oder ein Follower? Darum gings am Podium. Ritter, Wunderlin, Züger und Simioni sprachen über die konkreten Ansätze und Baustellen in ihren Unternehmen und Branchen. Rasch ging es dann aber auch ums individuelle Verhalten. Gleich im ersten Votum hatte Biobauer Markus Ritter nämlich die Konsumentinnen und Konsumenten in die Pflicht genommen. «Konsum spielt die entscheidende Rolle bei der Kreislaufwirtschaft.» Die Konsumierenden würden ihren Beitrag aber nicht leisten. So forderten sie etwa weniger Pflanzenschutzmittel, kauften dann aber keine Früchte und Gemüse mit Schorf- oder Frassschäden.
«Ohne Konsumenten geht es nicht», betonte auch Matthias Wunderlin von der Migros. Der Handel sei für acht Prozent des Food-Waste verantwortlich, die Privathaushalte für 40 Prozent. Die Migros habe hier eine Verantwortung, die Kundschaft bei der Reduktion der Lebensmittelverschwendung zu unterstützen, etwa mit Aufklärung, mit Aktionspolitik, kleineren Verpackungen oder Offenverkauf. Allerdings liefen die Abfüllstationen, bei denen die Kundschaft in 50 Filialen Nahrungsmittel selber abfüllen kann, nur «so lala», räumte Wunderlin ein.
Gemeinsam Lösungen suchen
Nestlé-Chef Eugenio Simioni plädierte für eine verstärkte Zusammenarbeit in der Branche, auch mit Mitbewerbern, und über die Branche hinaus, etwa mit NGOs. Nur so liessen sich gute Lösungen finden. «Vernetzung in der Industrie ist elementar, um vorwärts zu kommen», betonte auch Wunderlin. Es müsse nicht jeder die gleichen Learnings machen. «Am besten funktioniert es, wenn jeder für sich schaut», sagte hingegen Christoph Züger.
Ist Nachhaltigkeit Pflicht oder Kür? Bauernpräsident Markus Ritter sagte: «Bei den Grundanforderungen der Landwirtschaft dürfen wir besser sein als EU, aber nachher wollen wir möglichst viel Differenzierungspotenzial haben.» Nur so könne man Mehrwert generieren. Kritischer sah das Wunderlin. Bei der Treibhausgasreduktion gehe es nicht darum, ob sich die Migros damit differenzieren und höhere Margen lösen könne. «Hier Fortschritte zu machen, ist eine Pflichtaufgabe.»
Die Migros kommuniziere ihre Fortschritte bei der CO2-Reduktion auch gegen aussen, so Wunderlin. Den grösseren Effekt habe aber die interne Kommunikation. Die Klimabilanzierung der Produkte habe intern in der Produktion und bei den Kategorienverantwortlichen viel ausgelöst und sei Ansporn, besser zu werden. Für Simioni muss Nachhaltigkeitskommunikation «100 Prozent glaubwürdig» sein. Dabei müsse man auch damit leben, dass man nicht gelobt werde für die 95 Prozent, die man schon erreicht habe, sondern kritisiert für die fehlenden fünf Prozent, so der Nestlé-Manager.
Die Rolle der Politik
Welche Rolle soll die Politik bei der Kreislaufwirtschaft spielen? Christoph Züger – er kandidiert für die FDP St. Gallen für den Nationalrat – vertrat auf dem Podium die marktliberale Haltung. Der Staat solle sich möglichst nicht einmischen. Bei der Bereitstellung von Infrastruktur könne er aber unterstützend wirken. Matthias Wunderlin wünscht sich klare Ziele von der Politik. «Aber wir wollen die Freiheit, den Weg selber zu wählen, wie wir diese Ziele erreichen.» Markus Ritter plädierte für eine Zusammenarbeit der Wirtschaftsdachverbände, wie sie mit der Allianz von Economiesuisse, Gewerbe-, Arbeitgeber- und Bauernverband funktioniere; das sei «matchentscheidend». Für Nestlé-Chef Simioni muss der Staat mit smarten Regulierungen dafür sorgen, dass alle Unternehmen ihren Teil zur Kreislaufwirtschaft beitragen müssen.
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Kreislaufwirtschaft als «Fixstern»
«Kreislaufwirtschaft ist nichts Neues», sagte Bernhard Lehmann, Präsident des UN-Expertengremiums für Ernährungssicherheit, in seinem Inputreferat. Der sorgsame Umgang mit Ressourcen sei früher üblich gewesen, so Lehmann, der auch die Podiumsdiskusssion leitete. Gerold Schatt, Nachhaltigkeitsverantwortlicher bei Emmi, bezeichnete in seinem Referat Kreislaufwirtschaft als «Fixstern», an dem man sich orientieren könne. «Kreislaufwirtschaft ist eine Vision, mit der man Mitarbeiter um sich scharen und Vorgesetzte motivieren kann.» Schatt zeigte auf, welche konkreten Schritte Emmi unternimmt, von den Gebäuden und dem Maschinenpark über Wasser, Energie und Verpackung bis hin zum Rohstoff Milch.

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