Eine brasilianische Mango, die per Flugzeug in die Schweiz kommt, belastet die Umwelt zehnmal stärker als eine Mango, die mit dem Schiff transportiert wird.
Fisch, Fleisch, Früchte und Gemüse, die per Flugzeug in die Schweiz gelangen, sollen künftig in den Läden als Flugware deklariert werden müssen: Ein entsprechender Gesetzesentwurf ist bis am 22. Januar 2024 in der Vernehmlassung. Angestossen hatte die Gesetzesänderung die Nationalrätin Christine Badertscher (Grüne, BE) mit einer parlamentarischen Initiative. Die zuständige Kommission für Wissenschaft, Bildung und Kultur des Nationalrates (WBK-N) hatte mit 13 zu 11 Stimmen für die Gesetzesänderung votiert und die Vernehmlassung eröffnet (
foodaktuell berichtete).
Wie umstritten die Vorlage ist, zeigt eine Umfrage von TA-Media bei den wichtigsten Akteuren. Der WWF und die Stiftung für Konsumentenschutz begrüssen die Einführung einer Deklarationspflicht für eingeflogene Lebensmittel. Das helfe den Konsumentinnen und Konsumenten bei der Wahl der Produkte. Die Detailhändler hingegen lehnen eine solche Deklarationspflicht ab. Die IG Detailhandel, die die Interessen von Migros, Coop und Denner vertritt, wehrt sich schon aus «Praktikabiltätsgründen» gegen eine Deklaration, wie sie in einer Stellungnahme schreibt. In den Nachbarländer gebe es keine Deklarationspflicht. Internationale Hersteller würden ihre Produkte kaum speziell für den Schweizer Markt deklarieren und paketieren - und wenn doch, «dann werden diese zu Preiserhöhungen führen, die den Schweizer Detailhandel und die hiesigen Konsumentinnen und Konsumenten benachteiligen».
Auch die Swiss Retail Federation, in der unter anderem Aldi und Lidl vertreten sind, betonte gegenüber TA-Media, der Mehraufwand stehe «in keinem Verhältnis zum ohnehin zweifelhaften Nutzen». Viele Detailhändler würden zudem bereits freiwillig ihre Flugtransporte reduzieren und diese auch deklarieren (
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Nach Ansicht des Wirteverbandes Gastrosuisse genügt die bereits bestehende Herkunfsdeklaration. Eine zusätzliche Kennzeichnung von Flugtransporten führe zu Mehraufwand. Auch die Schweizer Schokoladen- und Süsswarenhersteller lehnen die Deklarationspflicht ab (
foodaktuell berichtete).