12.06.2023
Fairlefanz
Was den Fair-Food-Initianten in den Kram passt und was nicht und wer im Bundesamt nach welchen Kriterien entscheidet. Fischers offene Fragen.
Manuel Fischer.
Das Bild von glücklichen Ziegen und Kühen, von der knackig frischen Gemüseauswahl, von munteren Bienen wird uns häufig von Migros, Coop, vom Bauernverband und nun auch von den Fair-Food-Initianten serviert. Ausgeblendet werden weniger idyllische Aspekte einer sehr komplexen Wertschöpfungskette für den reibungslosen Konsum eines riesigen Lebensmittel-Angebots. Darum ist kein Schlachthof zu sehen, keine Zuckerraffinerie, keine Getreidesilos an Seehäfen. Selbst wer von sich behauptet, ausschliesslich Gemüse vom Hofladen zu beziehen, Milch vom naheliegenden Bauernhof zu trinken und Wein nur vom befreundeten Winzer zu kaufen, wird den Realitäts-Check seines behaupteten Konsummusters kaum bestehen. Was ist, wenn er oder sie – vor dem Zahltag – im Spar zum günstigen, extra-nativen Olivenöl mit kleinster Aufschrift «hergestellt in Spanien, Mischung von Olivenöl aus der EU» greift, um den Salat geschmacklich anzureichern? Oder vielleicht hat er oder sie zu Bürozeiten Lust auf ein paar Vollkorn-Cracker. Von den 12 Hauptzutaten kommt kaum die Hälfte aus der Schweiz. «Der Bund stellt sicher, dass eingeführte Lebensmittel verwendet werden, die grundsätzlich umwelt- und ressourcenschonend, tierfreundlich und fair hergestellt wurden. Für stärker verarbeitete und zusammengesetzte Lebensmittel … strebt er dieses Ziel an.» Wer in welchem Bundesamt entscheidet nach welchen Kriterien, ob die Leinsamen fair und ressourcenschonend in Kasachstan oder Indien angebaut wurden? Und ein Kind Fair-Food-bewegten Eltern wird sicherlich gerne auf seine geliebten Ovo-Petit-Beurre verzichten, da die staatlich geforderten Zertifikate zur sozialverträglichen Herstellung der Haselnüsse aus der Türkei nicht fristgerecht beschafft werden konnten. Ein absurdes Szenario? Halb so wild, die Initiativsuppe wird nur halb so heiss gegessen wie gekocht? Daumen runter.
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