15.09.2023
Klimaschutz muss Ernährungssicherheit nicht gefährden
Unbedachter Klimaschutz könnte 160 Millionen Menschen weltweit Hunger bringen. Mit geringen finanziellen Anstrengungen könne man dies aber verhindern, berichten Forschende. Zudem sollte man die Landwirtschaft teils von trockenen in regenreichere Regionen verlagern.
Bewässerung sei keine Wunderwaffe für die Ernährungssicherheit, mahnen Forscher. (Symbolbild Pixabay)
Ein Team um Shinichiro Fujimori vom Internationalen Institut für Angewandte Systemanalyse (IIASA) in Laxenburg bei Wien hat untersucht, ob Klimaschutzmassnahmen die Ernährungssicherheit gefährden. Dies könne durchaus passieren, wenn man sich ausschliesslich um den Klimaschutz kümmert, berichten die Wissenschaftler im Fachjournal «Nature Sustainability». Zum Beispiel wenn man massiv Biomasse für die Energieherstellung produziert sowie vormals landwirtschaftlich genutzte Flächen aufforstet, und alles andere ausser Acht lässt.
Bis zu 160 Millionen Menschen weltweit wären dann zusätzlich vom Hunger gefährdet. Diese «schädlichen Nebenwirkungen» könne man aber mit geringem finanziellen Aufwand vermeiden, schreiben die Forscher: Wenn man 0,18 Prozent des weltweiten Bruttosozialprodukts etwa in die Agrarförderung für einkommensschwache Länder steckt und damit Lebensmittelhilfen an von Hunger gefährdete Bevölkerungen organisiert.
Amandine Pastor und Amanda Palazzo vom IIASA analysierten in einer weiteren Studie mit Kollegen, ob man die natürlichen Wasservorkommen weltweit nicht besser schützen könnte, indem man weniger Felder künstlich bewässert. «Bewässerung wird oft als Wunderwaffe für die Ernährungssicherheit angesehen, weil man damit auch in Gegenden und Zeiten ohne ausreichend Niederschlag Ertrag produzieren kann», erklärten die Forscherinnen gegenüber der Nachrichtenagentur APA.
Der Ressourcenaufwand sei aber immens: 70 Prozent des weltweit entnommenen Frischwassers werden zur Bewässerung von Getreide und anderen Feldfrüchten genutzt, rund 40 Prozent der Lebensmittel stammen von bewässerten Flächen. Viele natürliche Ökosysteme würden dadurch an Wassermangel leiden.
Umstellung auf neue Sorten
Man könnte sehr wohl mehr Wasser der Umwelt lassen, so die Wissenschaftlerinnen. In manchen Gegenden müsste man dafür aber die Landwirtschaft aufgeben oder die Bewässerung ausschliesslich dem Regen überlassen. Um die dadurch entstehenden Verluste auszugleichen, sollte man in niederschlagsreichen Regionen die Produktion steigern und den Handel mit den Feldfrüchten verdreifachen, damit sie gut aufgeteilt werden. Ausserdem wäre es sinnvoll, wenn man in regenarmen Gebieten keine Sorten mehr anbaut, die viel Wasser benötigen, sondern auf passendere Varietäten umstellt.
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