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Regionalprodukte haben Rückenwind

Ein Hofladen mitten in der Stadt, die schwierige letzte Meile und Emotionalität als Erfolgsgarant: Das waren Themen an der 3. Fachtagung Regionalprodukte in Zürich.

Grace Schatz hat mit «Regioherz» den Hofladen mitten in die St. Gallen gebracht. (regioherz.ch)

Stecken Regionalprodukte noch in der Nische? Nein, sie sind längst im Mainstream angekommen. Das war der Grundtenor der Referentinnen und Referenten an der 3. Fachtagung Regionalprodukte, die am 10. März von der Zürcher Hochschule für Wirtschaft (HWZ) in Zürich organisiert wurde. Bestes Beispiel dafür ist Grace Schatz, die im November 2020 mit «Regioherz» einen Hofladen an bester Lage mitten in der Stadt St. Gallen eröffnet hat.
Shop im Shop für 50 Franken pro Monat
Die Idee dazu hatte die Gymnasiallehrerin im ersten Lockdown 2020. Hofläden hätten damals geboomt, aber viele Bauernfamilien hätten es wegen abgesagter Märkte und Veranstaltungen schwer gehabt, ihre Produkte zu verkaufen. Umgekehrt hätten viele Städterinnen und Städter gerne regionale und nachhaltige Produkte gekauft, aber nicht immer die Möglichkeit gehabt, aufs Land zu fahren. «Mit Regioherz wollte ich Produzenten und Konsumenten in der Stadt zusammenbringen», erzählte Schatz an der Fachtagung.
Das Prinzip von «Regioherz» ist einfach: Für 50 Franken pro Monat können Klein- und Kleinstproduzenten im Laden an der St. Galler Bahnhofsstrasse einen 80 Zentimeter langen Regalplatz mieten, auf dem sie ihre Produkte anbieten. Zusätzlich verlangt Regioherz eine Verkaufsprovision von 20 Prozent. «So günstig können Produzenten ihre Produkte sonst nirgends direkt vermarkten», betonte Schatz. Die Produzenten liefern ihre Ware an, Regioherz kümmert sich um Verkauf, Marketing und Abrechnung. «Wir beraten kleine Produzenten auch bei der Preiskalkulation und der Verpackung.»
200 Kleinbauern und Produzenten aus St. Gallen, Thurgau und den beiden Appenzell verkaufen inzwischen rund 1800 regionale und saisonale Produkte im Regioherz-Laden. Die Produkte müssen in den vier Kantonen produziert werden, möglichst mit Zutaten aus der Region oder mindestens der Schweiz. Frisches Obst und Gemüse, Brot, Eingemachtes, Fleisch- und Wurstwaren, Milchprodukte, Müesli, Bier, Wein und Schnaps - das Sortiment ist breit. Und der Laden läuft. Ihre Stelle als Gymnasiallehrerin hat Schatz inzwischen gekündigt. Und sie liebäugelt damit, ihr Konzept als Franchise auch in anderen Regionen aufzuziehen. (www.regioherz.ch)
Mit dem Cargobike zum Restaurant
Wie bringen lokale Produzentinnen ihre Produkte in die Restaurantküchen in der Region, wenn sie nicht bei einem Grosshändler gelistet sind? Eine Antwort liefert die Online-Handelsplattform «Feld zu Tisch» in der Region Basel, die von einer Genossenschaft betrieben wird. Über die Plattform können Gastronomen aus der Region bequem bei verschiedenen Produzenten nachhaltig hergestellte Lebensmittel bestellen und ins Restaurant liefern lassen, zum Beispiel grünen Spargel aus dem Oberbaselbiet, Tofu aus Therwiler Bohnen oder Erdbeeren aus dem Fricktal. Die Produkte stammen aus einem Umkreis von 30 Kilometer rund um die Stadt Basel. Im April startet der Pilotbetrieb, wie Projektleiterin Felicia Schäfer erklärte.
Knackpunkt ist die Logistik. Für den Transport arbeitet «Feld zu Tisch» mit der Basler Kurierzentrale zusammen. Das Logistikunternehmen holt die Ware bei den Produzenten ab und bringt sie in einen Umschlagplatz am Stadtrand. Von dort werden die Produkte mit Cargobikes an die einzelnen Besteller verteilt. «Damit entlasten wir die Innenstadt vom Verkehr», erklärte Kurierzentrale-Chef Thomas Gander. Die grösste Herausforderung sei dabei, dass die Kühlkette während dem ganzen Transport gewahrt bleibe. Die Kurierzentrale verwendet deshalb unter anderem Lastenvelos mit Kühlzellen. (www.feldzutisch.ch)
Regionalität und Emotionalität
Regionalität reimt sich auf Emotionalität - und Emotionalität führt zu höherer Preisbereitschaft: Das ist das Credo der Graubünden Vivonda AG. Das Start-up vermarktet regionale Produkte aus Graubünden, unter anderem unter der eigenen Marke «graubündenViva». «Jedes unserer Produkte erzählt eine persönliche Geschichte», erklärte Verwaltungsrat Rico Grünenfelder. Das schaffe Nähe und Emotionalität. So sind auf den Verpackungen etwa die Bilder und Geschichten der Produzenten abgebildet. Graubünden Vivonda betreibt zwei Genussmärkte in Maienfeld und in Jenaz, drei bis vier weitere sollen hinzukommen. Auch der Schritt in den kantonalen und nationalen Detailhandel ist geplant.
Das Besondere am Unternehmen: Graubünden Vivonda verkauft nicht nur regionale Produkte von anderen Produzenten, sondern stellt sie auch selber her. Im Produktionszentrum in Jenaz produziert die Firma etwa Trockenfrüchte, Trockenteigwaren oder Bündner Spezialitäten wie Capuns oder Maluns. «Mit der Früchtetrockung haben wir eine Verarbeitungsstufe in den Kanton zurückgeholt, die vorher verschwunden war», sagte Verwaltungsrat Christoph Caprez. Neben den traditionellen Bündner Spezialitäten will die Firma auch neue Produkte entwickeln. «Der Markt will nicht nur Nusstorte und Bündnerfleisch, sondern vermehrt auch pflanzliche Produkte», so Caprez.
Für Rico Grünenfelder wäre auch ein Bündner-Shop in Zürich denkbar. Ob das noch zum lokalen Ansatz passe, fragte ein Tagungsteilnehmer. «In Zürich leben mehr Bündner als in Chur», sagte Grünenfelder. Ausserdem könnte ein Shop das Feriengefühl ins Unterland bringen. (www.graubuendenvivonda.ch)
In der Kantine haben es Regioprodukte schwer
In der Spitzengastronomie sind regionale Zutaten längst zum Verkaufsargument geworden. In Kantinen und Mensen hingegen haben Regionalprodukte einen schwereren Stand. «Wir sind bereit für Regionalprodukte», betonte Gabriela Dal Santo, Marketingverantwortliche beim Gemeinschaftsgastronomieunternehmen ZFV. Regionalität sei Teil der Nachhaltigkeitsstrategie des Unternehmens. Wo sinnvoll und möglich verwende man Schweizer Produkte. Ein Hindernis für Regioprodukte seien die Verfügbarkeit, eine effiziente Logistik und der Conveniencegrad der Produkte.
«Wir betreiben Mensen, wo an einem Mittag 2500 Mahlzeiten verkauft werden», machte Dal Santo ein Beispiel. Die dazu nötigen Mengen seien in der Region häufig nicht erhältlich. Auch erschwere es die Logistik, wenn man nicht alles bei einem Grosshändler, sondern bei mehreren regionalen Lieferanten bestellen müsse. Zudem leide die Branche an Fachkräftemangel. Darum brauche man mehr verarbeitete Convenienceprodukte. Eine Anforderung, die lokale Produzenten zuerst einmal erfüllen müssten.
Aldi lanciert Regio-Linie
Im Detailhandel haben Regioprodukte schon lange ihren Platz im Regal. Mit dem neuen Regio-Label «Saveurs Suisses» will nun auch der Discounter Aldi Regionalprodukte besser in Szene setzen, wie Aldi-Chef Jérôme Meyer verriet. Die Linie mit 80 Produkten soll im Sommer starten (mehr dazu hier).

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