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«Sortenorganisationen müssen agiler werden»

Sind die Sortenorganisationen ein Auslaufmodell? Oder ein Garant für den Erfolg der Sortenkäse? An der Käsereitagung der ZMP ging es um Reformbedarf, Single-Source-Gruyère und Preisdifferenzierung im Käseregal.

Josef Wyss von Emmi plädierte für Reformen bei den Sortenorganisationen. (mos)

Über 20 Jahre haben die Sortenorganisationen der Schweizer Käsebranche schon auf dem Buckel. Sind sie noch fit für zunehmend volatile Märkte? Oder sind die Sortenorganisationen «alles Auslaufmodelle»? Diese Frage wurde an der Käsereitagung der Zentralschweizer Milchproduzenten (ZMP) vom 3. November in Sempach diskutiert. Über 100 interessierte Milchproduzenten, Käser, Händler und Vertreter von Detailhandel und Verbänden waren der Einladung gefolgt.
Emmi bekennt sich zum Sortenkäse
Für kritische Denkanstösse sorgte Josef Wyss, Leiter Geschäftsbereich Käse bei der Emmi. Die Sortenorganisationen seien das ideale Instrument für den Ausstieg aus der Käseunion im Jahr 1999 gewesen, sagte Wyss. Dank ihnen habe die «Erfolgsstory Käseboom» so richtig lanciert werden können. Aber die Sortenorganisationen müssten sich weiterentwickeln. «Der Markt ist dynamischer geworden, auch die Sortenorganisationen müssen agiler werden.» Reformbedarf sieht Wyss unter anderem bei den Strukturen der Sortenorganisationen. Heute sind in deren Vorständen Vertreter aller drei Familien - Milchproduzenten, Käsehersteller, Affineure/Händler - vertreten. Jeder Entscheid muss in allen drei Familien eine Mehrheit finden. Diese «Gruppenstimmrecht» mache es schwierig, für Reformen eine Mehrheit zu finden. Zudem brauche es viel zu lang, um Entscheide zu fällen. Und es würden sehr viele operative Themen im Vorstand behandelt. «Es fehlt die strategische Fokussierung.» Wyss plädierte für einen Wechsel vom operativen Vorstand zu einem strategischen Führungsgremium, bei dem das Familienprinzip nicht mehr gelten soll.
Kritisch kommentierte Wyss auch die Mengensteuerung. Einige Sorten hätte in der Vergangenheit keine absatzorientierte Mengensteuerung betrieben, was zu Überbeständen und sinkenden Margen geführt habe. Dass alle Familien die Produktionsmenge gemeinsam bestimmten, führe zu Interessenkonflikten. «Bei sinkenden Mengen kommt das System an seine Grenzen.» Trotz aller Kritik bekannte sich der Emmi-Mann klar zu den Sortenkäsen. «Für Emmi haben die Sortenkäse im Inland und im Export eine tragende Bedeutung.» Das Sortenkäse-Geschäft müsse wirtschaftlich gesund bleiben: «Es braucht eine minimale Rentabilität.»
«Menge und Qualität im Griff»
Für Philippe Bardet, Direktor der Interprofession du Gruyère, sind die Sortenorganisationen kein Auslaufmodell. Im Gegenteil. «Für ein AOP-Produkt ist eine Sortenorganisation ein Muss.» Nur so könne eine Marke geschützt werden. Die Interprofession sei mit ihrer Organisationsstruktur gut aufgestellt und erfolgreich. «Wir haben Menge und Qualität im Griff», und der Milchpreis sei mit 94 Rappen der höchste der Schweiz. Es stimme zwar, dass im Vorstand zum Teil «über jedes Komma» gestritten werde und es manchmal etwas länger daure, bis ein Entscheid falle. «Aber ist er gefällt, dann wird er auch umgesetzt und von allen getragen.» Vor allem bei der Mengensteuerung sei es wichtig, dass alle Familien am Entscheid beteiligt seien. Denn in der Interprofession soll nicht eine Gruppe auf Kosten der anderen profitieren. «Wir sind für alle da.»
Fehlende Mengensteuerung, Margenzerfall - zentrale Kritikpunkte von Josef Wyss richteten sich direkt an die Sortenorganisation Emmentaler Switzerland. Deren Präsident Daniel Meyer wollte sich auf dem Podium nicht konkret zur Kritik an seiner Sortenorganisation und allfällige Reformen äussern. «Wir sind eine sehr demokratische Organisation», sagte er. Es sei an den Familien zu entscheiden, ob sie mit den heutigen Strukturen zufrieden seien oder nicht. Er verortet das Hauptproblem seiner Sortenorganisation nicht in der Struktur, sondern ganz woanders: «Wir haben die Preisführung bis zum POS nicht in der Hand.» Die Händler würden sich gegenseitig konkurrenzieren, was wiederum der Detailhandel ausnutze. Ein zweites Problem, so Meyer: Die Sortenorganisation bringe die Marke Emmentaler AOP nicht bis an den Verkaufspunkt. Durch das Portionieren und Umpacken verliere sich die Marke vor allem im Ausland. «Da ist der Emmentaler AOP ein Grosslochkäse neben vielen anderen - unserer ist einfach teurer.»
«Wir verlieren die Millenials»
Was Meyer auch Sorgen macht: Bei den Millenials steht der Emmentaler nicht mehr auf dem Speiseplan. «Wir verlieren die Millenials - die müssen wir zurückholen.» Die Werte der Millenials - reine und gesunde Lebensmittel, authentische Produkte, Tierwohl - entsprächen der DNA des Emmentalers. «Aber die Millenials wissen gar nicht, dass der Emmentaler dafür steht.» Mit einer Werbekampagne im «Netflix-Style» - rasche Schnitte, moderne Menschenbilder - will Emmentaler diese Botschaft in den nächsten fünf Jahren in allen wichtigen Märkten rüberbringen.

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