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Bio im Sparzwang

Biolebensmittel sind preislich unter Druck gekommen, sie finden sich immer mehr auch in den Supermärkten und Discountern. Das bleibt an der weltgrössten Messe Biofach nicht unbemerkt.

Der Biomarkt ist grossen Herausforderungen unterlegen. (Biofach)

«Du isst Wahrheit.» Das stand an der weltgrössten Messe für Biolebensmittel, Biofach, in Nürnberg in grossen Lettern an einem Stand von Demeter. Mit «Wahrheit» verweist der deutsche Bio-Anbauverband auf den wahren Wert von Biolebensmitteln, inklusive teurerer Produktion - und damit höheren Verkaufspreisen.
Die Wahrheit am Markt ist aber eine andere. Denn im letzten Jahr waren Biolebensmittel weniger gefragt – die deutschen Konsumenten gaben für Bio im Jahr 2022 im Fachhandel 12,5% weniger aus als im Vorjahr, wie Biovista, ein Marktforscher für Biolebensmittel, herausgefunden hat. Dieser Rückgang sei einmalig in der Geschichte, hält Biovista fest. Götz Rehn, Geschäftsführer von Deutschlands Nummer zwei im Biomarkt, Alnatura, sprach in einem Interview mit der Süddeutschen Zeitung gar vom «schlimmsten Einbruch im Biomarkt seit 35 Jahren». Ein weiterer grosser Biohändler, die Migros-Tochter Tegut, meldete einen Rückgang beim Bioanteil. Die Kundschaft kaufe zwar weiter ökologisch ein, «aber die günstigeren Varianten», wie Geschäftsführer Thomas Gutberlet in einer Meldung des Einzelhändlers zitiert wurde.
Fachhandelsgeschäfte schliessen
Schlimm erwischte es laut Biovista den deutschen Fachhandel, Reformhausketten und Bio-Grosshändler – bekanntestes Opfer ist die Biofachhandelskette Basic AG, die im Dezember 2022 ein Insolvenzverfahren beantragte. An der Biofach sagten einige Akteure zwar, der Rückgang habe nur den Corona-Boom von 2020 und 2021 ausgeglichen und die Absätze seien wieder auf dem Niveau von 2019 gelandet. Dennoch hat der Preisdruck, durch die Abwanderung eines grossen Teils des Biokonsums in den Supermarkt und sogar in den Discount, im Fachhandel ein Debakel angerichtet. In der Schweiz musste die Reformhauskette Müller, Konkurs anmelden (foodaktuell berichtete).
«Ja, die Schliessung einer solchen Anzahl an Detailhandelsgeschäften trifft uns schon», sagte Ruedi Lieberherr an der Biofach. Der Firmenchef in dritter Generation beim Bio-Lebensmittelverarbeiter Morga in Ebnat-Kappel hat seit 70 Jahren die Müller-Reformhäuser beliefert. In diesen Geschäften sei die Kundenberatung an erster Stelle gestanden und darum hätten die Konsumenten dort verstanden, wofür ein Label stehe. Doch intensive Kundenbetreuung sind zeit- und kostenintensiv und mit der sinkenden Bereitschaft der Konsumenten, sich gesund zu ernähren, habe der Fachhandel ein Problem. Die höheren Standards von Biolebensmitteln würden, trotz höheren Kosten unter anderem für Zertifizierung und Kontrollen, von den Konsumierenden zu wenig anerkannt, sagt Lieberherr weiter. Ausserdem habe der Fachhandel kein Argument mehr, wenn die Sortimente im Supermarkt zu finden seien.
Achterbahn der Preise
Der Preisdruck auf Bio betrifft nicht nur den Handel, auch die vorgelagerte Industrie mit Grundstoffen und die Landwirtschaft erleben eine Achterbahnfahrt der Preise. Ein Aussteller, der Proteine herstellt, erklärte, es würden jetzt alle abwarten und auf fallende Preise spekulieren. Doch irgendwann müsse man sich mit Ware eindecken und auch langfristige Kontrakte abschliessen können. Ein wichtiger Grundstoff für die Herstellung von Biolebensmitteln ist Johannisbrotkernmehl. Die Preise dafür seien jetzt wieder gefallen, nachdem sie sich innert kürzester Zeit verzehnfacht hätten, sagte ein Verarbeiter an der Biofach.
Druck auf «gesunde» Produkte
Preisdruck herrscht insbesondere bei «gesunden», teureren Produkten, da die Kunden zwar noch oft biologisch einkaufen, doch innerhalb des günstigen Segments. Das spürt Heribert Strobl. «Der Absatz von Dinkel ist im letzten Jahr um 20 Prozent gefallen», sagt der Einkäufer der gleichnamigen Mühle in der Nähe von Linz in Österreich. Das habe Auswirkungen auf den Produzentenpreis, der im Sommer 2022 noch bei 50 Euro/100kg lag und nun auf 24 Euro gefallen sei. Auch bei anderem teurerem Getreide, wie etwa Kamut, wo der Preis auf über 100 Euro liege, sei der Absatz zurückgegangen. Das Gleiche gelte auch für spezielle Getreide, wie Einkorn, Emmer, Waldstaudenroggen, oder Purpur-Weizen, die preislich unter Druck stehen würden, so Strobl. Die Mühle mahlt, flockt, schrotet, entspelzt oder schleift Getreide und Ölsaaten zu über 400 Produkten für Bäckereien und Müeslihersteller. Mit 13000 Tonnen stelle Soja, wofür 90 Euro bezahlt werde, den grössten Anteil dar.
Positive Aussichten für Knospe-Absatz
In der Schweiz erwartet die Branche, dass trotz Preisdruck der Bioanteil über den gesamten Detailhandel betrachtet steigen wird. Migros hat im letzten Jahr angekündigt, das Biosortiment künftig auf Knospe-Standard zertifizieren zu lassen. Bis Ende 2022 hat der Grossverteiler 50 bis 60 Knospe-Produkte gelistet. Die Umstellung sei anspruchsvoll, lässt Bio Suisse verlauten. In diesem Jahr soll die Zahl der Knospe-Produkte aber stark steigen.

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