Die Brauerei Schützengarten produziert ihren eigenen Naturstrom mit Wasserkraft und Photovoltaik: Reto Preisig, Vorsitzender der Geschäftsleitung.
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Das Flusskraftwerk an der Sitter nahm Schützengarten bereits 1895 in Betrieb.
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970 Photovoltaikmodule auf den Dächern der Brauerei in der Stadt St. Gallen produzieren jährlich 340'000 Kilowattstunden Strom.
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Wie die gesamte Branche hat auch Schützengarten letztes Jahr weniger Bier verkauft.
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Seit 1779 braut die Brauerei Schützengarten in St. Gallen Bier. Und seit 128 Jahren produziert die Brauerei ihren eigenen Strom. 1895 baute der damalige Schützengarten-Besitzer Arnold Billwiller an der Sitter in Wittenbach ein Wasserkraftwerk zur Erzeugung von Elektrizität - eines der ersten Flusskraftwerke im Kanton St. Gallen. Heute produziert das Werk rund drei Millionen Kilowattstunden pro Jahr - rund doppelt so viel, wie die Brauerei braucht. Der Rest wird ins Netz gespiesen. «Das deckt den Bedarf von rund 400 bis 450 Haushalten», sagte Reto Preisig, Vorsitzender der Schützengarten-Geschäftsleitung, bei einer Medientour zum Kraftwerk. Zudem hat die Brauerei dieses Jahr die bestehende Photovoltaikfläche auf ihren Dächern verdreifacht. 970 Solarmodule liefern künftig rund 340'000 Kilowattstunden pro Jahr.
Bei der Wärmeenergie ist Schützengarten noch auf fossile Brennstoffe angewiesen, versucht aber, davon wegzukommen. So wurden vor einigen Wochen verschiedene Betriebsgebäude an das Fernwärmenetz der Stadt St. Gallen angeschlossen. Auch den Betrieb des Sudhauses - die Wärmeenergie für die Sudkessel wird mit einer Gas-Öl-Zweistoffanlage produziert - möchte Schützengarten dekarbonisieren. Man prüfe verschiedene Optionen, sagte Preisig, unter anderem den Bau eines Holzheizkraftwerkes auf dem Brauereigelände zusammen mit der Stadt Gallen. Dieses könnte Energie fürs Sudhaus und das städtische Fernwärmenetz produzieren. Auch die Elektrifizierung der Lastwagenflotte ist ein Thema: Schützengarten hat einen ersten E-LKW für die Getränkelieferung in der Stadt bestellt. Das Problem: «Er kann weniger laden als ein herkömmlicher LKW, kostet aber deutlich mehr», so Preisig. «Die Technologie ist noch nicht so weit.»
Weniger Bier, aber mehr Umsatz
Preisig präsentierte an der Medienkonferenz auch den Geschäftsgang von Schützengarten im Braujahr 2022/23. Während die Bierverkäufe schweizweit um 2,5 Prozent zurückgingen (
foodaktuell berichtete), betrug der Rückgang bei Schützengarten nur 1 Prozent. Mit einem Plus von fünf bis sechs Prozent konnten die alkoholfreien Biere - wie in der ganzen Branche - auch bei Schützengarten deutlich zulegen. Sie kommen auf einen Marktanteil von rund sechs Prozent. Preisig sieht in den nächsten Jahren Potenzial für einen Anteil von etwa 10 Prozent.
Gewachsen ist auch Schützengartens Getränkelieferdienst, der Gastronomie, Firmen und Private nicht nur mit Bier sondern auch Mineralwaser, Softdrinks und Wein beliefert. Dort stiegen die Volumen um vier Prozent. Der Umsatz von Schützengarten nahm insgesamt um 7,1 Prozent zu, unter anderem auch wegen einer «leichten Preiserhöhung», wie Preisig sagte. Die hohen Kosten für Energie, Verpackung und Rohstoffe drückten aber auf die Marge. Genaue Zahlen zu Umsatz, Bierausstoss und Gewinn gibt Schützengarten nicht bekannt.
Die Gastronomie ist das wichtigste Standbein von Schützengarten. Und das hat sich von Corona nicht ganz erholt. Verglichen mit dem Braujahr 2018/19 sei der Gastroumsatz im Braujahr 2022/23 um etwa 15 bis 20 Prozent tiefer, sagte Preisig. Das Geschäft mit Events und Festivals hingegen sei erstaunlich stabil geblieben. Als regionale Brauerei sei es nicht ganz einfach, in die Regale der nationalen Grossverteiler zu kommen, sagte Preisig. Immerhin: Seit gut einem Jahr braut Schützengarten das alkoholfreie Migros-Bier «Non».